Broken Blossoms or The Yellow Man and the Girl (1919)
Keine Neuerungen im Bereich der Montage, keine Neuerungen im Hinblick auf die Kameraführung; Rückzug ins Studio und eine kleine, simple Dramaturgie, die nach einer Erzählung von Thomas Burke eine Sparte von Filmen vorwegnimmt, die man später als Kammerspiele fassen sollte. Im Vergleich zu "The Birth of a Nation" (1915) und "Intolerance" (1916) mutet der am 13. Mai 1919 uraufgeführte "Broken Blossoms" erst einmal klein und unscheinbar an. Dass die Geschichte über den Fremden, den buddhistischen Chinesen Cheng Huan, der mit besten Absichten nach London reist, dort die junge Adoptivtochter eines brutalen Boxers gegen ebendiesen schützt, ihr Ableben aber nicht verhindern kann und in Notwehr einen Menschen töten wird, frei ist von abwertenden Rassismen, ist ein Umstand, welcher dem Film häufig als großer Vorzug zugeschrieben worden ist. Dass es sich um ein stereotypes Bild handelt und viele der treuen farbigen Haussklaven in Griffith' Filmen durchaus auch positiv konnotiert waren, wenngleich es sich dabei um ein Herabblicken handelte, relativiert diesen vermeintlichen großen Vorzug freilich. Und die sentimentale, eindimensionale Handlung des Dramas schmälert jede inhaltliche Botschaft ohnehin. Es bleiben jedoch die visuellen Eindrücke, die – obzwar konventinell – mit großem Erfolg die Tristesse von Elendsmilieus abbilden. Griffith' Limehouse fasziniert noch heute und wurde zurecht mit den späteren Sozialdramen eines Josef von Sternberg oder G. W. Pabst in Zusammenhang gebracht. Angesichts der sentimentalen Handlung und der von Lillian Gish, Richard Barthelmess und Donald Crisp verkörperten Typen, welche Realität nicht differenziert wiedergeben, sondern in einfache Gut-/Böse-Kategorien auflösen, würde man heutzutage wohl mit dem Etikett des Elendstourismus arbeiten; vor 100 Jahren indes dürfte es sich eher noch um eine durchaus wertvolle Sichtbarmachung von Elend gehandelt haben, die im Rahmen des Kinos ähnliches leistete wie Dickens auf literarischem Gebiet. Filmhistorisch von Interesse mag diese Paramount-Produktion zudem als erster von United Artists ausgewerteter Kinofilm sein.
Eine empfehlenswerte jüngere Veröffentlichung steht derzeit noch aus, man kann aber getrost zur (auch einzeln erwerbbaren) DVD aus der Griffith-Masterworks-Edition von kino on video greifen: Fassungseintrag von Intergalactic Ape-Man
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