In the Mouth of Madness (1994)
In dieser ausklingenden Dekade hatte sich Carpenter gleich zu Beginn mit "The Ward" (2010) vermutlich endgültig als Spielfilm-Regisseur zurückgezogen und bloß noch als Produzent und Komponist von sich reden gemacht. Und diesen Film trennte bereits eine weitere Dekade von seinem vorangegangenen Kinofilm "Ghosts of Mars" (2001) – ansonsten drehte Carpenter in den 00er Jahren bloß noch zwei Serienfolgen für "Masters of Horror" (2005/06). Schon damals galt er als einer der in die Jahre gekommenen Vertreter des neuen US-amerikanischen Horrorfilms der 70er Jahre, der die Qualitätsversprechen seines frühen Schaffens, dessen Kern man zwischen "Assault on Precinct 13" (1976) und "The Thing" (1982) ansiedeln kann, nicht mehr einzuhalten vermochte. Schon "Christine" (1983), die prestigeträchtige King-Verfilmung auf der Höhe des Stephen-King-Verfilmungs-Booms, scheiterte daran, die umfangreiche Vorlage in eine konventionelle Filmlänge zu gießen. "Starman" (1984) machte als phantastischer Liebesfilm zwar einen guten Eindruck, enttäuschte aber jene, die den Namen Carpenter mit reinem Horror verbanden. Und "Prince of Darkness" (1987) und besonders "They Live" (1988) erreichten nicht mehr die Geschlossenheit seiner Genre-Klassiker, derweil seine phantastisch-komödiantischen Ausflüge "Big Trouble in Little China" (1986) und "Memoirs of an Invisible Man" (1992) gespalten aufgenommen worden sind. Mit "Body Bags" (1993), seinem mit Tobe Hooper gefertigten Episodenfilm, schien er dann seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht zu haben.
Als dann am 10. Dezember 1994 "In the Mouth of Madness" erstmals aufgeführt wurde, zeigten sich nicht wenige von der Qualität des neuen carpenterschen Horrorfilm überrascht: Die originelle Hommage an lovecraftschen Horror vereint typisch carpentersche Bedrohungssituationen mit einer beängstigenden Zerstörung aller Grundordnungen (der Psyche, der Gesellschaft, der kosmischen Ordnung), vereint zurückhaltenden Körperhorror mit beunruhigenden Kopfgeburten des Geistes, fügt charismatische DarstellerInnen – darunter Sam Neill, Julie Carmen, Jürgen Prochnow, David Warner, John Glover, Charlton Heston und Frances Bay –, beeindruckende Effekte und schließlich sogar noch avantgardistische, metaleptische Brüche mit der Diegese hinzu und schmeckt das alles noch mit einer Prise Selbstironie ab, welche die unheimliche Wirkung des Werks nicht schmälert. Formal und dramaturgisch überraschend kreativ ist "In the Mouth of Madness" ausgefallen, der unter den filmischen Vertretern eines lovecraftian horrors ebenso eine gehobene Position einnimmt wie auch unter den Horrorfilmen der 90er Jahre. Weder mit dem Remake "Village of the Damned" (1995) noch mit dem späten Sequel "Escape from L.A." (1996) (zu seinem eigenen Klassiker "Escape from New York" (1981)) konnte er an diese Qualität heranreichen...
Mehr zum Film ist im ausgesprochen lesenswerten Review von Vince zu erfahren.
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