Fear and Loathing in Las Vegas (1998)
"The Man Who Killed Don Quixote" wurde im Jahr 2000 vom Ex-Monty-Python Terry Gilliam begonnen: die Dreharbeiten verliefen aufgrund äußerer Umstände katastrophal; der Dokumentarfilm "Lost in La Mancha" (2002) zeugte bald darauf davon; ein erneuter Anlauf gelang erst 18 Jahre später mit "The Man Who Killed Don Quixote" (2018) unter neuer Prämisse. Mitte der 90er Jahre hatte Gilliam mit "12 Monkeys" (1995) hingegen seinen Karrierehöhepunkt (in kommerzieller Hinsicht) errungen. In die Zeit dazwischen fiel der am 15. Mai 1998 uraufgeführte "Fear and Loathing in Las Vegas", der zwar weniger massentauglich daherkam, aber neben "Brazil" (1985) oder "The Fisher King" (1991) zu Gilliams gelungensten Werken gezählt werden kann – und für sieben Jahre Gilliams letzte Regiearbeit blieb. Johnny Depp, Benicio Del Toro, Tobey Maguire, Gary Busey, Christina Ricci, Cameron Diaz, Harry Dean Stanton und viele andere tummeln sich in diesem teils fellinesken Bilderbogen, der nach Hunter S. Thompsons gleichnamigen Buch eigene Reiseerfahrungen Thompsons adaptiert – aber vor allem ein tragischer Abgesang auf die dahinsiechenden Utopien der 68er-Bewegung, denen mit Manson, Altamond und Vietnam die Realität fies ins Gesicht grinste, derweil sich die bewusstseinserweiternden Drogen als bedenkliche Suchtmittel und die sexuelle Revolution als vom Kommerz verwertet entpuppten... Wie einst Bill Murray in "Where the Buffalo Roam" (1980) ist hier Johnny Depp in der Rolle des Gonzo-Journalisten zu sehen, der sich mit seinem Freund und Anwalt auf einen Roadtrip macht, um als Sportjournalist über ein Wüstenrennen zu berichten – und natürlich, um jeder erdenkliche Droge zu nutzen, was Gilliam mit verführerischer Bild- und Tongewalt umsetzt, ohne die Schattenseiten zu verschweigen, die zumindest in einer Szene extremer psychischer Grausamkeit gegenüber der Bedienung einer Bar schwer im Magen liegt und so ganz und gar nicht reizvoll wirken will. Dennoch ist der Vorwurf einer hoch verführerischen Inszenierung der Drogentrips und der humoristischen Aufbereitung vieler drogengelenkter Fehltritte kaum von der Hand zu weisen. Die Erinnerung an die Mitt-60er-Jahre, in denen zumindest die Drogen mehr versprachen, als sie letztlich hielten, verleiht den Eskapaden eine tragische Komponente: der Trip verschleiert die unschöne Realität, betäubt den Unmut, lenkt ab...
Der Director's Cut des Films liegt seit bald einer Dekade günstig bei Universal auf Blu-ray vor: Fassungseintrag von Tito
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