The Southerner (1945)
1940 war ein bewegtes Jahr für Jean Renoir, der zum Jahresbeginn erst nach Italien ging, alsbald wieder nach einem gescheiterten Filmprojekt nach Frankreich zurückkehrte und letztlich pünktlich zum Jahresende auf Anregung seines Kollegen Robert Flaherty samt seiner Lebensgefährtin in die USA reiste. Bei 20th Century Fox sammelte er erste Erfahrungen in Hollywoods Filmindustrie-System und legte "Swamp Water" vor, den er zwar seinen Vorstellungen gemäß an Originalschauplätzen drehen konnte, bei dem er aber keine Befugnis an einem final cut besaß. Für Universal inszenierte er Teile der Komödie "The Amazing Mrs. Holliday" (1943), wurde aber durch Bruce Manning ersetzt. Für die RKO folgte "This Land Is Mine" (1943), in dem Renoir einen Blick auf seine Heimat unter deutscher Besatzung warf. Mit dem kurzen "Salute to France" (1944) folgte ein deutlicher propagandistisch ausgerichteter Film zum Zweiten Weltkrieg.
Nach dem Krieg erschien "The Southerner", der am 1. August 1945 in die Kinos gelangte und sich (nach einer Romanvorlage von George Sessions Perry) wieder einem Thema jenseits des Kriegsgeschehens widmete, gleichwohl er noch zu Kriegszeiten gedreht worden war: Ein Baumwollpflanzer will sich mit seiner Familie selbstständig machen, doch Naturkatastrophen, Krankheiten und ein zunächst unwirscher Nachbar sorgen für allerlei Widrigkeiten und Rückschläge, denen sich der Mann scheinbar vergeblich mit unbedingtem Willen zum Erfolg entgegenstellt. Als er am Ende einzuknicken droht und eine Anstellung in einer Fabrik ins Auge fasst, geben ihm seine Familie und neu gewonnene Freunde neuen Mut. Renoirs engagiertes Sozialdrama, das leicht und nicht ohne Humor von schwierigen Lebensbedingungen berichtet und eher eine dokumentarische Ausrichtung als eine Spannungsdramaturgie anstrebt, gilt als bester Film seiner kurzen US-Phase von 1941-1947 (auch wenn Renoir wegen kriegsbedingter Auflagen schon zu Beginn der Planung von seinem Wunsch, in Texas zu drehen, Abstand nehmen musste): "The Southerner" erhielt drei Oscar-Nominierungen und äußerst wohlwollende Kritiken, die ihn teils zu den allerbesten Filmen des Jahres zählten. Mit Zachary Scott, Betty Field, J. Carrol Naish und Estelle Taylor in ihrer letzten Filmrolle weist der Film auch prominente Gesichter vor der Kamera auf, während hinter der Kamera unter anderem William Faulkner als Berater und Robert Aldrich als Regieassistent mitgewirkt haben.
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