Juste avant la nuit (1971)
Basierend auf einem 20 Jahre zuvor erschienenen Kriminalroman von Edward Atiyah lieferte Claude Chabrol mit dem am 31. März 1971 uraufgeführten Kriminaldrama "Juste avant la nuit" eine Beschäftigung mit Schuld und Sühne, welche die dostojewskischen Themen auf eine Weise aufbereitet, die sich perfekt in Chabrols eingliedert. Hier muss keine Hauptfigur ihre Schuld nach begangener tollkühner Tat erst allmählich erkennen, akzeptieren und nach langer Sorge, Verstellung und Verschleierung schließlich sühnen, sondern hier weiß Michel Bouquet als verheirateter, gutsituierter Werbeagentur-Leiter Charles Masson sehr schnell, was er getan hat, als er seine masochistische Geliebte, die Partnerin eines befreundeten Architekten (François Périer), der Massons Familienanwesen entworfen hat, bei intimer Zusammenkunft erwürgt. Und es reift auch bald das Bedürfnis, sich zu stellen und die Tat zu sühnen. Aber seine Ehefrau (Stéphane Audran), der er sich anvertraut, hält zu ihm und rät ihm dringlich von seinen Absichten ab. Selbst der Partner der Toten will Masson um seiner Zukunft Willen fixe Ideen und sinnlose Flausen ausreden. Und so bleibt der Mann der täuschenden Werbung, die sich unter anderem um Waschmittel dreht, allein mit seinem Gewissen. Aufraffen kann er sich irgendwann zwar doch, aber dann ist es zu spät und er zieht sich die mörderische Aufmerksamkeit seiner Frau zu, die Ruf, Status und Zukunft der Familie gegen den Gewissens- und Sühne-Unfug ihres Gatten zu verteidigen gedenkt. Vom Story-Grundgerüst bis hin zu kleinen, bedeutungsschwangeren Details (Massons Beruf und seine beworbenen Produkte) und zusätzlichen Spitzen (das farbige Dienstmädchen) reiht sich der Film bestens in Chabrols filmische Abrechnungen mit dem großbürgerlichen Milieu ein.
Mit vier weiteren Chabrol-Klassikern liegt "Juste avant la nuit" in der Claude Chabrol Classic Edition No. 2 von Galileo vor, wenn auch in suboptimaler Qualität und spärlich ausgestattet: Fassungseintrag von Bretzelburger
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