Stanno tutti bene (1990)
Dass Italiens Filmkultur mit den 80er Jahren in eine empfindliche Krise geriet und die große Rolle, die es mit dem Neorealismus und später dann in den 60er und 70er Jahren im Weltkino spielte, nicht mehr fortsetzen konnte, ist kein Geheimnis. Zu den wenigen Regisseuren, die den italienischen Film auch nach dem Ende von Pasolini, Visconti, De Sica, Petri, Leone, Fellini, Ferreri, Antonioni oder Rosi, nach dem Nachlassen von Argento, Scola oder Wertmüller erfolgreich verkörpern, ist sicherlich Giuseppe Tornatore zu zählen, der mit "Cinema Paradiso" (1988) einen großen Erfolg bei Publikum und Filmkritik feiern konnte, den er z.B. mit den stark Fellini-geprägten Werken "La leggenda del pianista sull'oceano" (1998), "Malèna" (2001) und "Baarìa" (2009) - die dennoch eigenständiger waren als etwa Paolo Sorrentinos zynische Fellini-Hommage "La grande bellezza" (2013) - recht erfolgreich wiederholen konnte.
"Stanno tutti bene" (1991) - am 07. September uraufgeführt - blieb dagegen etwas unbekannter, vielleicht weil der immerhin mit Marcello Mastroianni prominent besetzte Film etwas weniger bildgewaltig und (mit weniger als zwei Stunden Laufzeit) etwas weniger episch daherkommt. Mastroianni, der schon für Fellini und Angelopoulos in vermeintlich unattraktive Altersrollen schlüpfte, in denen er die Bandbreite seines Schaffens erweitern konnte, wiederholte hier seinerseits die freundliche Rolle einer in die Jahre gekommenen Vaterfigur, die er kurz zuvor schon in "Che ora è?" (1989) gegeben hatte und fortan noch einige Male geben sollte. Aufwendig geschminkt und maskiert, um älter zu wirken, trottet Mastroianni für Tornatore durch Italien, um sein Lebensende mit einem großen Selbstbetrug ausklingen zu lassen.
Worum es geht? Inhaltsangabe von Moonshade
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