Ana y los lobos (1973)
Unter den Filmen von Carlos Saura wird der am 20. Mai 1973 erstmals in Cannes präsentierte und ab dem 4. Juni 1973 in Spanien gezeigte "Ana y los lobos" oftmals – und auch vom Regisseur und Ko-Autor (neben Rafael Azcona) selbst – als das aggressivste Werk bezeichnet: eine überdeutliche Allegorie auf (männliche) Gewalt im Franquismus, die als Katholizismus, Militarismus und Machismus erscheint, bei der es erstaunen mag, dass sich die Zensur (nach längeren Bedenken und nach der Fürsprache Francos höchstselbst) offen für den Film zeigte. Was Tobe Hoopers "Texas Chain Saw Massacre" (1974) im Folgejahr für die US-Gesellschaft zwischen Frontier- und Western-Mythen und Vietnam war, legte Saura hier fernab populärer Genres für die spanische Gesellschaft vor: Geraldine Chaplin dringt als Kindermädchen Ana in eine wohlhabende Familie ein, in der eine von Anfällen und Lähmungen geplagte Mutter über ihren Söhnen thront, von denen einer recht klerikal, ein anderer sehr militär- und uniformaffin und ein weiterer (trotz Ehefrau und Kindern) sehr triebgesteuert daherkommt. Die Beziehung zwischen Ana und diesen titelgebenden Wölfen nimmt immer pathologischere Formen an, bis die Frau erst vergewaltigt und geschoren und schließlich ermordet wird von den Söhnen, bei denen katholisch verbrämte Misogynie, soldatische Mordlust und purer Sexismus walten. Diese Eindeutigkeit engt den Reiz des Films sicherlich ein wenig ein, der auch reichlich linear für einen Saura daherkommt – wenngleich das Ende doch eine Mehrdeutigkeit aufweist, die von der späten Fortsetzung "Mamá cumple cien años" (1979) sowohl nochmals unterstrichen als auch wieder beschnitten werden sollte.
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