Titanic (1997)
Es ist ja ein ungeschriebenes Gesetz, dass alles, was James Cameron als Regisseur anfasst, am Ende auch zu Gold wird. Das stimmt zwar nicht ganz, weil sein Debüt "Piranha 2 – Fliegende Killer" war, aber seit "Terminator" (1984) bewegte er sich auf einer Erfolgswelle und schuf mit "Aliens – Die Rückkehr", "Abyss", "Terminator 2" und "True Lies" in den folgenden Jahren Publikumserfolge, die oft auch in Sachen Tricktechnik neue Maßstäbe setzten. Mit "Titanic" jedoch setzte er noch einen drauf: Ein Einspielergebnis von 1,8 Milliarden US-Dollar und 130,9 Millionen Kinobesucher allein in den USA (18 Millionen in Deutschland) ließen ihn auf den ersten Platz der erfolgreichsten Filme aller Zeiten sausen – wo er dann zwölf Jahre blieb, um von Camerons "Avatar" abgelöst zu werden.
Das am Ende mit elf Oscars ausgezeichnete opulente Werk traf genau den Nerv des Publikums, weil es sich nicht allein der detaillierten Rekonstruktion des vermutlich bekanntesten Schiffsuntergangs annahm, sondern als Herz der Handlung eine nahezu klassische tragische Liebesgeschichte in den Mittelpunkt rückte, die mittlerweile vermutlich auch der Letzte kennt: Die junge Frau Rose (Kate Winslet) aus der Oberschicht soll mit ihrem reichen Verlobten Cal (Billy Zane) verheiratet werden, obwohl sie ihn nicht liebt. Auf der Titanic lernt sie den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Künstler Jack (Leonardo DiCaprio) kennen und lieben – und erst dann kommt es zur berühmten Katastrophe mit dem Eisberg.
Der zentrale Konflikt von "Titanic" stellt dabei zunächst die Unvereinbarkeit von Arm und Reich dar – und Cameron macht es einem dabei leicht, mit der Unterschicht zu sympathisieren: Rose ist gefangen in einer versnobten abgehobenen Welt, die nur noch unter ihresgleichen verkehrt und nur Verachtung für die Ärmeren übrighat. Cal ist dabei der rücksichtslose Antagonist, der Rose als sein Eigentum betrachtet und seine Gefühle über ihre eigenen erhebt. Dahingegen geht es bei den Passagieren der dritten Klasse, zu der eben auch der lebensfrohe Jack gehört, kameradschaftlich und ausgelassen zu: Sie bilden einen eindeutigen Kontrapunkt zu der kalten Umgebung, in der Rose unterwegs ist – und aus der sie mittels Selbstmord ausbrechen möchte, ehe ihr Jack zu Hilfe eilt.
Cameron trägt etwas dick auf, um genug Emotionen und Konfliktpotenzial in den Film zu pumpen, aber er gibt "Titanic" damit genug Unterbau, um auf die ganz großen Gefühle setzen zu können, wenn es dann in der zweiten Hälfte zum spektakulären Untergang kommt, in der eben auch die Klassenunterschiede wieder Thema werden. Die Detailverliebtheit und die Perfektion der Spezialeffekte beeindrucken auch heute noch in dieser schnelllebigen Zeit, in der sich die Technik quasi minütlich weiterentwickelt. In Kombination mit der hochemotionalen Musik von James Horner, in die sich immer wieder die Melodie von "My Heart Will Go On" von Céline Dion mischt, entstand hier ein moderner Klassiker, der die Taschentuchfraktion und Liebhaber des Spektakel-Kinos immer noch gleichermaßen anspricht – und unvergessliche Szenen schuf.
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