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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Claude Sautets schönster Film – mit Starbesetzung

Stichwörter: 1970er Audran Depardieu Drama Dubois Frankreich Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Montand Néron Piccoli Reggiani Spielfilm


Vincent, François, Paul… et les autres (1974)
Claude Sautet hat stets für ein recht zurückgenommenes Kino gestanden; ein Kino, das sich Zeit nimmt, das dem Spektakel - wenn überhaupt - bloß einen kleinen Platz zugesteht und sich vielmehr auf die Details und feine Nuancen konzentriert. Ein Kino, das schon in den 80er Jahren etwas aus der Mode Gekommenes an sich hatte und nun in Zeiten, in denen man Erwachsenen erfolgreich Stoffe für 13-Jährige vorsetzen kann, erst recht aus der Zeit gefallen scheint. Eben ein "Regisseur der Zwischentöne", so der deutsche Titelzusatz der von Michel Boujut herausgegebenen Bandes über Sautet. Wenn man jedoch für ein Kino offen ist, das einen ernst nimmt und einem auf Augenhöhe begegnet, das einem womöglich auch abverlangt, sich vom Kino auch etwas jenseits von reinem Eskapismus zu erwarten, dann beschenkt einen Sautet wie nur wenige andere Filmschaffene. Und in dem am 20. Oktober 1974 uraufgeführten "Vincent, François, Paul… et les autres" brillieren zudem einige der begabtesten europäischen Schauspielerinnen jener Jahre: Serge Reggiani, Yves Montand und Michel Piccoli brillieren hier als Freunde, die die Mitte ihres Lebens allesamt überschritten haben. Auch Gérard Depardieu ist hier auf der Höhe seiner Kunst mit dabei; und unter den Frauenfiguren, die hier nur am Rande beleuchtet werden, ist neben Marie Dubois vor allem Stéphane Audran zu erwähnen. Und wie der Titel, der so ein bisschen Alles oder Nichts verheißt, erahnen lässt, geht es um eine Freundesclique und die alltäglichen, wenngleich einer bestimmten Lebensphase - in der man schon ein wenig zu rekapitulieren beginnt - geschuldeten Probleme: Da gibt es beruflichen Erfolg, derweil die eigentlichen Zielsetzungen etwas auf der Strecke geblieben sind; da läuft es mit Frauenbekanntschaften ganz angenehm, derweil die eigene Ehe an Reiz eingebüßt hat; oder es gibt Probleme im Beruf wie auch daheim. Lebensklug, melancholisch und empathisch blickt Sautet nach Claude Nérons Roman "La Grande Marrade" (1965) auf die Figuren - und hat einen Film abgeliefert, den man mit einigem Zugewinn alle Jahre wieder einmal in den Player - weil auch die Programm- und Kommunalen Kinos sowas heute kaum mehr zeigen - wandern lassen kann.
Seit 2013 liegt der Film preiswert bei Arthaus / StudioCanal auf DVD vor: Fassungseintrag von unsociable



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