Frankenstein Meets the Wolf Man (1943)
Filme, die man als Horrorfilme kategorisieren kann, gab es seit Anbeginn der Filmkunst. Zu Genrefilmen im engsten Sinne gerieten sie allerdings mit der Serialisierung, die vor allem Universal zu Beginn der Tonfilmzeit etablierte: Als 1935 "The Bride of Frankenstein" und 1936 "Dracula's Daughter" über die Leinwände geisterten, sind mit der Bezugnahme auf "Dracula" (1931) und "Frankenstein" (1931) zwei einflussreiche Serien erschaffen worden, die dem Genre und bereits auch schon den Subgenres festere, verlässlichere Formen gaben. (Natürlich bildeten z.B. schon Wegeners Golem-Filme eine Reihe: dort jedoch fehlte weitgehend der weiterführende Charakter, der die einzelnen Filme wirklich miteinander verband.) Nicht mehr einzelne, mehr oder weniger für sich stehende Werke (die allenfalls dieselbe Literatur-/Bühnenvorlage besaßen), sondern ganz überdeutlich intertextuell miteinander in Beziehung stehende Filme häuften sich und bildeten dabei gewissermaßen einen Körper des Horrorfilms heraus und kreiierten oder festigten zumindest die Erwartungshaltungen des Publikums. Der Horrorfilm erhielt quasi ein Selbstbewusstsein, welches der Western, das Drama oder die Komödie längst besaßen.
Zur Fortsetzung gesellte sich alsbald auch das Crossover: Nachdem mit "Mummy's Hand" (1940) auch dem Mumien-Stoff eine eigene Serie gestattet worden war und 1941 "The Wolf Man" die Leinwand betrat, waren die klassischen Halbwesen und Monstren, an denen man sich die Rechte sichern konnte, vollständig versammelt und es wurde Zeit für den ersten Zusammenprall.
Crossovers gab es gewissermaßen schon in den 10er Jahren, als Komiker, die unabhängig voneinander auf ihre Paraderollen eingeschossen waren, diese auch bisweilen in gemeinsamen Filmen verkörperten: In "Robinet e Butalin duellanti" (1911) duellierten sich so etwa Robinet (Marcel Perez) und Butalin (Cesare Gravina), die ansonsten unabhängig voneinander in ganz eigenen Reihen herumalberten. Doch ebenso wie schon in ihren einfachen Fortsetzungen wird auch in Universals Crossover-Produkten eine stärkere Bezugnahme und Weiterentwicklung gewahrt. Doch diese Überbietungstaktik eines - am 5. März 1943 uraufgeführten - "Frankenstein Meets the Wolf Man" verwässerte ein wenig die Klarheit der einzelnen Stoffe, sodass Universal über weitere Crossover-Filme ("House of Frankenstein" (1944), "House of Dracula" (1945)) zunemend zur hauseigenen Parodie gelangte: "Abbott and Costello Meet Frankenstein" (1948) ist daher ein konsequenter Schlussstrich. Dennoch erfreuten sich diese Crossover durchaus großer Beliebtheit: davon zeugt nicht bloß der enorme Einfluss auf den spanischen Horrorfilm à la Paul Naschy, sondern auch der Crossover-Boom der jüngsten Vergangenheit.
Sicherlich kann man "Frankenstein Meets the Wolf Man" als naiven Gruselfilm und Ausverkauf ursprünglicher Qualitäten betrachten; Freunde des klassischen Horrorfilms dürften aber dennoch auf ihre Kosten kommen, besitzen doch Kulissen und Kostüme noch denselben Charme, derweil mit Lon Chaney jr., Lionel Atwill, Bela Lugosi, Maria Ouspenskaya und Dwight Frye ein beachtliches Kaliber früher Horrorstars zu bewundern ist.
Die Schwachstellen des vom Routinier Roy William Neill nach einem Curt Siodmak-Drehbuch gedrehten Films deckt Vince in seinem ausführlichen, kritischen Review auf. Liebhaber des Genres kommen aber natürlich trotz solcher Schwachstellen nicht um dieses (in gewisser Weise wegweisende) Crossover herum - und greifen am besten gleich zur Monster Legacy DVD Collection, die allerdings nicht alle Reihen der Universal-Studios enthält, aber dennoch die Anschaffung wert ist: Fassungseintrag (ebenfalls von Vince...)
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