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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Lindsay Anderson beginnt seine Mick-Travis-Trilogie

Stichwörter: 1960er Anderson Drama Großbritannien Jubiläum Klassiker McDowell Satire Spielfilm

If.... (1968)

Lindsay Anderson gab in "The Whales of August" (1987), einem seiner letzten Spätwerke, Bette Davis, Lillian Gish und Vincent Price spannende Altersrollen, in denen sich die 76-94jährigen Altstars mit dem Altern auseinandersetzen konnten. Ganz anders dagegen fiel das Frühwerk aus, mit welchem Anderson das vornehmlich dokumentarische Free Cinema prägte, welches das ambitionierte, politisch engagierte und ästhetisch ganz modern auftretende Kino Großbritanniens in den 60er Jahren auszeichnete – und gewissermaßen zu den damals weitverbreiteten Erscheinungen neuer Wellen gezählt werden kann, weshalb man die Spielfilme des Free Cinema bald auch als New Wave oder British New Wave bezeichnete. "This Sporting Life" (1963), 2015 hierzulande auf DVD veröffentlicht, ist Andersons berühmter Beitrag zu dieser Welle.
Ende der 60er Jahre beginnt er dann mit dem am 19. Dezember 1968 in London uraufgeführten "If...." eine Trilogie, welche mit "O Lucky Man!" (1973) und "Britannia Hospital" (1982) Andersons – im Hinblick auf Langspielfilme – produktivste Schaffensphase durchzieht und heute mit "This Sporting Life" sein Hauptwerk bildet.
"If...." kehrt zurück zum Milieu der Schule, welches Anderson schon in "Thursday's Children" (1953) abgebildet hatte: Stand dort der spezielle Unterricht tauber Kinder im Mittelpunkt, so widmet sich "If...." – geschult an Jean Vigos "Zéro de conduite: Jeunes diables au collège" (1933) und passend zum politischen Klima des Jahres – dem schülerlichen Ungehorsam. Malcolm McDowell agier hier in der Hauptrolle des – die Trilogie kittenden – Mick Travis, der an einem College mit einigen Leidensgenossen die ständigen Repressalien satt hat, welche perfiderweise nicht bloß durch Lehrkörper, sondern vor allem auch durch Oberstufen-Schüler ausgeübt wird, sodass sich in die Demütigungen und teils sexualisierten Züchtigungen besonders schnell persönliche Motivationen mischen. Aufbegehren und Unterdrücken peitschen sich dabei gegenseitig auf und im Finale steht ein surreal überhöhter Schusswechsel mit offenem, wenngleich wenig optimistischen Ende.
McDowell, der hier erstmals in einem Kino-Langfilm auftrat, wies sich mit dieser Rolle später als ideale Besetzung für Stanley Kubricks "A Clockwork Orange" (1971) aus (dessen Vorlage von Anthony Burgess Warhol schon 1965 frei verfilmt hatte).
So günstig wie spärlich ausgestattet ist der Film bei Paramount mit deutscher Tonspur zu erhalten (Fassungseintrag von JasonCane), wesentlicher überzeugender fällt die unwesentlich kostenspieligere BluRay von Eureka aus, die freilich nicht über deutschen Ton verfügt: Fassungseintrag von Gergio


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Heute mit ein paar Stunden Verspätung… auch diesmal einen schönen Adventssonntag an alle!

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