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von Stefan M

Vor 50 Jahren: Hitchcocks letzter Ausflug nach Großbritannien

Stichwörter: 1970er Großbritannien Hitchcock Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Spielfilm Thriller

Frenzy (1972)

Mit 73 Jahren kehrte der gebürtige Brite Alfred Hitchcock in seine Heimat zurück, um einen düsteren und ausgesprochen makabren Thriller zu drehen, der sein Lieblingssujet vom unschuldig Verdächtigten noch ein letztes Mal auf die Leinwand – und feierte damit sein fulminantes Comeback nach einer Reihe von der Kritik nicht sehr wohlgelittener Filme ("Die Vögel" war zu dem Zeitpunkt schon fast zehn Jahre her).

Doch auch wenn sich die Story vom Mann, der versehentlich für einen Serienmörder gehalten wird, der seine weiblichen Opfer mit einer Krawatte stranguliert, nach altbekanntem Hitchcock-Terrain anhört, wählte der Master of Suspense hier einen in vielen Punkten anderen Weg, der jegliche Abnutzungserscheinungen umschifft: Bodenständig und realistisch kommt der ab dem 25. Mai 1972 in Großbritannien aufgeführt und zuvor bereits in Cannes gezeigte "Frenzy" daher und nicht mehr so auf Schauwerte spekulierend wie etwa sein populärer Blockbuster "Der unsichtbare Dritte". Der Held ist ein saufender und stets übelgelaunter Loser, der im Handlungsverlauf nicht etwa mit seinen Aufgaben wächst. Er bleibt permanent in der Defensive und schaltet erst auf den letzten Metern in den Rachemodus, wo er dann aber auch nicht mit List und Tücke vorgeht, um den wahren Schurken zu stellen, sondern unüberlegt und grobschlächtig. Auch der Killer selbst ist keiner von der eleganten Sorte. Vielmehr artikuliert er sich mitunter reichlich vulgär und ermordet seine Opfer aus reinem Frauenhass, wie überhaupt die ganze triste Stimmung, in der man die Kloake teilweise durch den Bildschirm zu riechen meint, erkennen lässt, dass Hitchcock inzwischen in den 70er-Jahren angekommen ist, in denen man sich weder verbal noch visuell noch mit Sex und Gewalt zurückhalten musste.

Nein, in diesem London, das Hitchcock uns zeigt, kann man sich nicht mehr wohlfühlen: Der erste gezeigte Mord ist grausam und unangenehm anzusehen (eine Vergewaltigung mit detailliert ausgeschmückter Strangulation), der Mörder muss in der vielleicht berühmtesten Szene des Films einem bereits toten Opfer die Finger brechen, um seine verräterische Krawattennadel mit seinen Initialen wiederzubekommen, die die Frau im Todeskampf an sich genommen hatte, und nicht mal die Polizei kann sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlen, weil dort die liebende Ehefrau wartet, die sich mit überschaubarem Erfolg an der französischen Küche versucht und ihrem Gatten ein ekelhaftes Gericht nach dem anderen serviert.

Hitchcocks vorletzter Film – nur "Familiengrab" sollte noch folgen – kann man also wahrlich nicht als Leckerbissen bezeichnen, zu finster ist die dort präsentierte Welt, aber der Mann zeigt hier auch im betagten Alter in mehreren Szenen noch einmal, warum er seinen Ruf als einer der besten Regisseure aller Zeiten völlig zu Recht trägt.

Mehr verrät das ausführliche Review von Stefan M oder auch das Review von Der Mann mit dem Plan ...


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