Allonsanfan (1974)
Als am 5. September 1974 "Allonsanfan" in Mailand seine Premiere erlebte, da gehörten die Gebrüder Taviani noch zu den vielversprechenden Neulingen, die ihren internationalen Druchbruch als Regie-Duo mit "Padre Padrone" (1977) erst noch vor sich hatten. Aber schon "Allonsanfan" erregte Aufsehen und hielt sich gut im kollektiven Gedächtnis, wirkte doch mit Marcello Mastroianni einer der ganz großen Stars des europäischen Kinos mit, der seit gut 1½ Dekaden den italienischen Autorenfilm begleitete und vormals als Latin Lover große Popularität beim Publikum besaß. Hier spielt Mastroianni den jakobinischen Revolutionär Fulvio, der 1816 nach langer Haft und Folter entlassen wird. Der Familie präsentiert er sich zunächst bloß verstellt, um die Haltung zum inhaftiert geglaubten Anverwandten zu prüfen. Der Revolutionär aus besten Kreisen zeigt sich resigniert, zieht sich ins Private zurück. Am Ende wird ihm eine weitere Verstellung unter falsch eingeschätzten Umständen zum Verhängnis werden. Und dazwischen bezichtigen ihn einstige Weggefährten des Verrats, den er nicht begangen hat – den er aber begehen wird, als man ihn in die Enge treibt. Bekenntnis und Verstellung spielen große Rollen in dem Polit-Drama der Tavianis, in dem sich Mastroiannis Figur zwischen Politik und Privatleben entscheiden muss und in dem nicht zuletzt auch Ennio Morricone mit seinem Soundtrack zu punkten versteht.
Bei Leonine ist der Film, der viel vom Zeitgeist der abebbenden 68er-Bewegung atmet, im letzten Jahr als Blu-ray herausgekommen: Fassungseintrag von Unicorn
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