The Virgin Suicides (1999)
Mit Sofia Coppola verbindet man wohl zweierlei: Zum einen ist sie seit "Lost in Translation" (2003), der sie seinerzeit flugs zur vielleicht renommiertesten US-amerikanischen Regisseurin der Gegenwart machte, bekannt als der vielleicht wichtigste Regie-Partner im Spätwerk von Bill Murray, der dort wie auch später in "A Very Murray Christmas" (2015) und "On the Rocks" (2020) agierte. Zum anderen ist sie bekannt als Filmemacherin, die mit weiblichem Blick populäre Stoffe aus der Filmgeschichte aufgreift und spiegelt: Auf Baz Luhrmans "Elvis" (2022) folgte ihr "Priscilla" (2023), mit "The Beguiled" (2017) variierte sie Don Siegels Clint-Eastwood-Klassiker "The Beguiled" (1971) und mit "Marie Antoinette" (2005) liefert sie das etwas andere "Marie Antoinette"-Biopic ab. Die Wurzeln dieser Ausrichtung (von der sich Facetten auch durch ihre Murray-Filme ziehen) liegen sicherlich in ihrer unter anderem von Francis Ford Coppola produzierten Jeffrey-Eugenides-Verfilmung "The Virgin Suicides", die im Mai 1999 uraufgeführt wurde, im Januar 2000 nach anderern Festival-Vorführungen auf dem Sundance Film Festival zu sehen war und schließlich im April 2000 in die US-Kinos gelangte. Der Film hat sich schnell zum Geheimtipp gemausert, der auch wegen seines Soundtracks von Air – die damals gerade erst ihr Debütalbum "Moon Safari" (1998) abgeliefert hatten – längst Klassikerstatus erlangt hat und gemeinsam mit "Lost in Translation" eine Art Basis von Coppolas filmischem Schaffen bildet. Das Familiendrama mit James Woods, Kathleen Turner, Kirsten Dunst, Josh Hartnett, Michael Paré, Jonathan Tucker, Danny DeVito und vielen anderen folgt dem Heranwachsen fünfer Töchter im frühen Teenager-Alter, die sich in einer beschaulichen kleinen Vorstadt in den 70er Jahre allesamt innerhalb eines Jahres das Leben genommen haben werden. Unter spießig-strengen Eltern scheint das ein befreiender Schritt zu sein, der aber freilich den Nachbarsjungen, von denen einer als Erzähler durch die Ereignisse führt, ein ewiges Rätsel bleiben wird. Coppola erzählt zwischen Leichtfüßigkeit und Beklemmung in warmen Farben von diesen Mädchen, denen in ihrer Melancholie eine Aura der Weisheit umgibt, die einem die Beschränktheiten des geregelten Lebens vor Augen führen, die selbst in den so progressiven 70er Jahren noch wirkten. Ein Handlungszeitraum übrigens, der vom Film so weit entfernt lag, wie dieser mittlerweile von der Gegenwart.
Mehr? Review von buxtebrawler
Registrieren/Einloggen im User-Center