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von ratz

Vor 25 Jahren: Jim Jarmusch zwischen den Kulturen

Stichwörter: 1990er Action Bankolé Drama Gorman Jarmusch Jubiläum Klassiker Spielfilm Whitaker

Ghost Dog - The Way of the Samurai (1999)

Um den Filmemacher Jim Jarmusch, mittlerweile über 70 Jahre alt, ist es in der letzten Zeit ruhig geworden, jedoch kann er auf eine 40 Jahre umspannende Karriere als Musikvideo- und Indipendentfilm-Regisseur zurückblicken. Jarmusch arbeitet außerhalb des Hollywood-Systems und realisierte dementsprechend nur alle paar Jahre einen Langfilm, diese jedoch werden vor allem auf europäischen Filmfestspielen mit Preisen bedacht.

Ein wiederkehrendes Motiv im Werk des schlanken, hochgewachsenen Künstlers mit der markanten weißgrauen Frisur ist das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen, das er immer wieder fruchtbar in Szene gesetzt hat. In „Ghost Dog“, der am 19. Mai 1999 in Cannes uraufgeführt wurde, zelebriert Jarmusch vielleicht zum letzten Mal explizit einen solchen Culture Clash: erneut im Gewand eines Genrefilms – diesmal ist es das Auftragskiller-Subgenre – läßt Jarmusch zwei nur scheinbar entlegene männliche Ehren- und Verhaltenscodices aufeinandertreffen, den der italo-amerikanischen Mafia und den der Samurai des alten Japan. Forest Whitaker spielt den Auftragsmörder Ghost Dog, der sein Leben nach den spirituellen Unterweisungen des Samurais Tsunetomo Yamamoto führt und in das Visier des organisierten Verbrechens gerät, für das er gelegentlich arbeitet. Dabei gehört Jarmuschs Sympathie ganz dem schwarzen, schweigsamen, einsamen Killer, der allerdings Sanftheit und Gutmütigkeit ausstrahlt, literarisch beschlagen ist und Freundschaft mit einem hawaiianischen Eisverkäufer (Isaach de Bankolé) pflegt, von dessen Französisch er kein Wort versteht. Die Mobster dagegen (darunter mehrere bekannte Gesichter aus Scorsese-Filmen) sind Karikaturen alter weißer Männer, die notorisch pleite sind und deren überlebte Mafia-Rituale vor der inneren Gefaßtheit und Entschlossenheit von Ghost Dog nicht bestehen können. Als eine kulturelle Klammer zwischen beiden Welten, vor allem auf der Tonspur, dient Jarmusch aktueller Hip-Hop des Wu-Tang-Clans und vor allem dessen Gründungsmitglied The RZA – die schwarze Underground-Kultur ist natürlich ebenfalls stark männlich dominiert und von rigiden Ehren- und Respektvorstellungen geprägt.

Diese ungewöhnliche Kombination aus drei eigentlich ungleichzeitigen, jedoch verwandten Sphären machen „Ghost Dog“ zu einem großen Vergnügen und zugleich zu einem typischen Jarmusch-Film, Killerfilm-Anspielungen auf Melvilles Klassiker „Le Samouraï“ (1967) oder Suzukis „Branded to Kill“ (1969) inklusive. Der Film liegt seit längerem bei Studiocanal in der Jarmusch-Kollektion vor (Fassungseintrag), jedoch wurde „Ghost Dog“ noch einmal restauriert und hat im letzten Jahr den Sprung auf 4K-UHD-Disc geschafft (Fassungseintrag). Die rappende OFDb-Kritik von Mekridi unterstreicht die darstellerische Leistung von Forest Whitaker.


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