Carmen (1915)
Cecil B. DeMille ist bekannt für seine pompösen Monumentalfilme: allen voran die 50er Jahre Streifen "The Ten Commandments" (1956) und "The Greatest Show on Earth" (1952); über "Samson and Delilah" (1949), "Cleopatra" (1934), "The King Of Kings" (1927), "The Ten Commandments" (1923) oder "Joan the Woman" (1916) lässt sich diese Vorliebe bis ins (1914 einsetzende) Frühwerk zurückverfolgen (wobei die zwei letztgenannten Titel ihre Handlungen in eine Historienfilm-Handlung und eine aktuelle Gegenwartshandlung aufsplitten, sichtlich beeinflusst durch D.W. Griffiths überragenden "Intolerance" (1916)). Selbst weniger berüchtigte, weniger epische Filme wie "Reap the Wild Wind" (1942) zeugen noch von einem Hang zur pompösen Visualisierung und zur Übergröße.
"Carmen" - der am 01. Oktober 1915 seine Uraufführung in der Boston Symphony Hall erlebte, um am 31. Oktober regulär in den Kinos anzulaufen - bildet da im Grunde keine Ausnahme: Vielmehr gilt der 16. Film DeMilles sogar als erster, in welchem er sich seinem Sensationalismus widmete. Die Landschaftsaufnahmen und die Kostüme sind in der Tat sehr ansehnlich und auch Schwenks, die Montage und die gezielte Verwendung unterschiedlicher Einstellungsgrößen werden durchaus lobenswert eingesetzt. Vor allem aber ist das Streben nach Werthaftigkeit, das den Film in Richtung Oper schielen lässt, von Interesse: "Carmen" (1847) ist eine der schönsten Erzählungen Mérimées, die von Bizet schließlich in die ungleich bekanntere Oper "Carmen" (1875) umgewandelt worden war. Vom Glanz der Oper sollte der Film profitieren: Man holte sich also die Operndiva Geraldine Farrar, die für DeMille ihr Filmdebüt gab (und auch künftig mehrfach vor die Kamera treten sollte, oftmals auch unter DeMilles Regie und insgesamt 14x bis 1920) und sich bei ihrer Interpretation der Carmen auch an Mérimées Original orientiert, und ließ Hugo Riesenfeld eine Partitur schreiben, die einen Mix aus Bizets Opernklängen für ein großes Live-Orchester zusammenstellte. Herausgekommen ist letztlich ein Film, der - den Reaktionen von Kritik & Publikum zufolge - Raoul Walshs heutzutage längst verschollenes Konkurrenz-Projekt "Carmen" (1915) an die Wand spielte und Charles Chaplin zu seiner Parodie "Burlesque on Carmen" (1915) inspirierte.
Den DeMille kann man zusammen mit dem Chaplin bei dem wenig großartigen Label Great Movies erwerben: Fassungseintrag von Freddy J. Meyers. Die US-DVD von VAI bietet den DeMille hingegen einzeln, aber mit einem informativen Booklet über die Beziehung zwischen Oper und Kino an, enthält eine Musikspur nach Riesenfelds Original-Partitur und bietet noch drei "Carmen"-Arien Geraldine Farrars: Fassungseintrag von PierrotLeFou
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