The Emperor Waltz (1948) & A Foreign Affair (1948)
Am 30. April 1948 kam ein Billy Wilder heraus, der im Œuvre des Filmemachers später als eines der schwächsten Werke gelten sollte. Am 30. Juni 1948 folgte bereits Wilders "A Foreign Affair", der bald zu seinen Glanzleistungen gezählt werden sollte. Gewiss ist der spätere Film auch der bessere, indes: Es scheint doch kein so ganz extremer Qualitätsunterschied vorzuliegen – immerhin ist auch ein schwacher Wilder noch ein guter Film. Darüber hinaus aber lässt sich eine an "A Foreign Affair" geschätzte, längst berüchtigte Szene im Grunde schon in "The Emperor Waltz" finden... "A Foreign Affair" spielt im Nachkriegsberlin, wo der Schwarzmarkt floriert. Phoebe Frost (Jean Arthur), eine konservative Abgeordnete aus Iowa, schaut dort nach der Moral der G.I.s... ein solcher ist Captain Pringle (John Lund), der mit der Nachtclub-Sängerin Erika von Schlütow (Marlene Dietrich) eine für beide Seiten nützliche Beziehung pflegt: er besitzt die Gunst dieser Traumfrau, diese lässt sich Geschenke machen und wird mit ihrer wahrlich nicht sauberen Vergangenheit und der engen Beziehung zu einem Gestapooffizier gedeckt. Bald schon steht Pringle zwischen beiden Frauen, bald schon lockert sich Frosts Sittenstrenge, bald schon fliegt von Schlütow doch auf – wird aber ihre becircenden Reize wohl weiterhin zu nutzen wissen. Ziemlich gallig und zynisch und sehr nah am Zeitgeschehen war die unterhaltsame Bewegung "A Foreign Affair", einmal auch hintersinnig auf die Verbrechen der Nationalsozialisten verweisend: Allein Berlin habe es 160 Selbstmorde nach der Wiedereröffnung der Gaswerke gegeben, wird etwa im Rahmen einer Sitzung resümmiert – mittlerweile koche man wieder Kartoffeln mit Gas. Das darf natürlich Gedanken an ein weiteres Früher wecken, mit einer nochmals ganz andern Form der Gasnutzung... Kurz darauf wird der Film deutlicher, wenn Pringle einen Vater rügt, der seinem Hakenkreuze malenden Sohn mit Gestapo-Methoden zuleibe rücken will, und vorschlägt, er könne ihn ja gleich in eine Gaskammer sperren.
Der Klassiker liegt seit gut 10 Jahren auch als Blu-ray hierzulande vor: Fassungseintrag von teo75
"The Emperor Waltz" haut einmal in dieselbe Kerbe, blickt aber nicht aus der relativen Gegenwart einer jungen Nachkriegszeit zurück auf ein Nazi-Deutschland, sondern handelt von der k. u. k. Monarchie, wo Hierarchien und Dünkel den gesellschaftlichen Umgang bestimmen und eine Vermischung nun den gehaltenen Hunden gestattet zu sein scheint – wenn überhaupt, denn eigentlich sollen zwecks Reinrassigkeit die frisch geworfenen Mischlingswelpen der Hündin einer Gräfin und des Streuners eines US-amerikanischen Handlungsreisenden noch ersäuft werden. Bing Crosby und Joan Fontaine brillieren in dieser romantischen Komödie mit Lubitsch-Anklängen, die wohl mit ihrem Setting den Verdacht des Kitsches, gar des Heimatfilmes, beschwört, tatsächlich aber hintersinniger daherkommt.
Mehr? Review von PierrotLeFou
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