Breaking the Waves (1996)
1992 beginnt Emily Watson eine Schauspielkarriere an der Royal Shakespeare Company. 1992 startet auch die Theateradaptionen enthaltende TV-Serie "Performance", in der Watson 1994 eine kleine Rolle enthält. Und zwei Jahre später verschafft ihr ein Kinofilmdebüt urplötzlich internationale Berühmtheit: als "Breaking the Waves" ab dem 13. Mai 1996 (zunächst auf dem Festival in Cannes) zu sehen ist, hat Watsons große Spielfilmkarriere begonnen, die bis heute erfolgreich anhält. Für Lars von Trier war es damals – nach der Europa-Trilogie (1984-1991) und der inzwischen auch in die dritte Runde gehenden Serie "Riget"/"The Kingdom Exodus" (1994/1997/2022) – der Beginn seiner Golden Heart-Trilogie, die mit klischierten Frauenbildern durchaus auch Kritik aus nicht zuletzt feministischer Ecke enthielt und mit ihrem Mittelteil "Idioterne" (1998) neben Vinterbergs "Festen" (1998) die Dogme 95-Welle lostreten sollte. Davon ist "Breaking the Waves" noch entfernt, schreckt selbst vor phantastischen, metaphorischen Elementen nicht zurück, mündend in einer tarkovskyschen Ästhetik am Schluss; und ist zwar anders als ein "Europa" (1991) äußerst spröde und kantig, von nervösen Handkamerabildern durchdrungen, aber doch auch ausgesprochen stilisiert, farbverdremdet, poppig musikuntermalt (unter anderem von David Bowies "Life on Mars") und von Kapitel-Zwischentiteln durchzogen. Wie in "Riget" ist der Stil hier uneinheitlich; später sollte er bei von Trier noch augenfälliger auseinanderklappen. Emily Watson ist dabei Heilige und Hure zugleich, deren selbstlose Aufopferung für ihren folgenschwer verunglückten Partner ihre Verwerfung in ihrer religiösen schottischen Gemeinde nach sich zieht: im Gegensatz zu diesen Mitmenschen erscheint aber einzig die weibliche Hauptfigur als wahrhaft fromm, fähig zum Märtyrertum, wunderwirkend und im Tode von himmlischer Segnung bedacht. Ein letztlich märchenhafter Stoff also, in der Tat auch unverbindlich von einem Märchen inspiriert. Stellan Skarsgård, Jean-Marc Barr oder Udo Kier (in winziger Rolle als sadistischer Voyeur) stehen Watson als bekannte Gesichter zur Seite, in der ungewöhnlichen Hauptrolle überstrahlte sie jedoch alle anderen und erhielt sogleich eine Oscar-Nominierung. 2015 brachte StudioCanal/Arthaus hierzulande eine Blu-ray-Version des Films heraus: Fassungseintrag von Carnage
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