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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Preston Sturges & Hollywoods Verantwortung

Stichwörter: 1940er Drama Jubiläum Klassiker Komödie McCrea Metafilm Satire Spielfilm Sturges Tragikomödie USA

Sullivan's Travels (1941)

Mit "The Great McGinty" (1940) und "The Lady Eve" (1941) hatte sich Preston Sturges als einer der bissigsten Komödienfachmänner Hollywoods etablieren können; mit "Sullivan's Travels", seinem vierten Film in zwei Jahren, der zwischen dem 4. und dem 28. Dezember 1941 in den USA anlief, setzte er diese Karriere konsequent fort, wenngleich diese Hollywood-Satire heute recht zahm & versöhnlich anmutet.
Der Film widmet sich einem Hollywood, das bereits neben rein eskapistischen Unterhaltungsprodukten auch ein ambitioniertes sozialkritisches Kino hervorzubringen verstand: anprangernde Sozialdramen, die mitunter auch ohne jedes Happy End daherkommen konnten - wie z.B. Mervyn LeRoys "I Am a Fugitive from a Chain Gang" (1932). Sturges lässt hier den (freilich fiktiven) Komödienregisseur Sullivan (Joel McCrea) in eine Krise geraten, weil er glaubt, mit seinen heiteren Komödien nichts zur Lösung der vielen sozialen Probleme des Landes beizutragen. Also plant er kurzerhand - zum Unwillen der Produzenten - das sozialkritische, aufrüttelnde Drama "O Brother, where art thou?" zu inszenieren und will sich zur Vorbereitung höchstselbst unter die Ärmsten der Armen begeben, um deren Lebensumstände besser kennenzulernen. Während Hollywoods PR-Maschinerie auf Hochtouren läuft, um Sullivans Projekt anzupreisen, führen unglückliche Umstände dazu, dass der Regisseur selbst nicht bloß von aller Welt für tot gehalten wird, sondern sogar mit Gedächtnisverlust zum Kettensträfling mutiert.
Mit seinem Happy End und der engagierten Verteidigung eines eskapistischen Kinos - auf welche "Sullivan's Travels" letztlich hinausläuft , ist der Film eine interessante Mischung aus vergnüglichem Unterhaltungskino und kritischem Prestigefilm. Als solche hat sich "Sullivan's Travels" einen bedeutenden Klassiker-Status gesichert, was sich nicht bloß nicht bloß am "O Brother, Where Art Thou?" (2000) der Coens ablesen lässt, sondern auch an Woody Allens "8½"-Hommage "Stardust Memories" (1980), die in bester Sturges-Tradition einen gefeierten Komödienregisseur in die Sinnkrise geraten lässt.
Mehr über den Film berichtet Hitmanski in seinem Review. Zu erwerben ist "Sullivan's Travels" erfreulicherweise auch hierzulande (Fassungseintrag von Mr. Vincent Vega), wenngleich die DVD vergriffen und nicht unbedingt ganz billig ist; ausgesprochen günstig ist dagegen die UK-DVD von Universal, die freilich nur über den O-Ton verfügt.


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Einen schönen 4. Advent… 😉

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