A Matter of Life and Death (1946)
Die Zusammenarbeit des Regisseurs Michael Powell mit dem Drehbuchautoren Emeric Pressburger hatte seit 1939 zu bereits sieben gemeinsamen Spielfilmen geführt, die hohes Ansehen bei der Kritik fanden und das Publikum begeisterten. Trotzdem war es für die Filmschaffenden eine große Ehre, am 1. November 1946 ihren neuesten Films „A Matter of Life and Death“ in Anwesenheit des königlichen Ehepaares uraufzuführen – zweifellos auch eine Anerkennung dafür, daß Powell & Pressburger ihre letzten Werke klug und umsichtig in den Dienst der britischen nationalen Sache gestellt hatten.
Es ist kein Zufall, daß in „A Matter of Life and Death“ die gleichen schwerwiegenden Worte – Leben und Tod – wie im drei Jahre zuvor erschienen „The Life and Death of Colonel Blimp“ (1943) vorkommen. Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs geht es hier wie dort um die ganz großen humanistischen Themen Liebe, Freundschaft und Versöhnung, und vor allem um die völker- und kulturübergreifende Zuneigung zweier Individuen. War es in „Blimp“ die jahrzehntelange Freundschaft zwischen einem britischen und einem deutschen Offizier, so ist es in „A Matter of Life and Death“ die Liebe auf den ersten Blick (bzw. nach dem ersten Gespräch) zwischen einem britischen Piloten (David Niven) und einer amerikanischen Funkerin (Kim Hunter). Was über weite Strecken wie ein romantischer Fantasy-Liebesfilm anmutet, mündet im dritten Akt in eine für heutige Zuschauer etwas unerwartete, ausführliche (Gerichts-)Verhandlung der oft konfliktreichen Beziehung zwischen Großbritannien und den USA. Wie Powell in seiner Autobiographie berichtet, waren er und Pressburger explizit vom Vorsitzenden der Filmkommission des Informationsministeriums gebeten worden, etwas gegen die sich nach dem Krieg wieder breiter werdenden Gräben zwischen Briten und Amerikanern zu tun. Eigentlich behandelte ohnehin fast jeder Powell & Pressburger-Film den Aspekt der Verständigung auf die eine oder andere Weise, doch „A Matter...“ erzielt nicht nur eine originelle Verbindung der Weltkriegsrealität mit fantastischen Elementen, sondern setzt dafür auch eine Vielfalt von immer noch beeindruckenden Trickaufnahmen ein: leuchtendes Technicolor und Schwarzweiß wechseln sich ab, photochemische Spezialeffekte und Matte Paintings, bewegliche Bühnenkonstruktionen sowie Miniaturkulissen kommen zum Einsatz. Sie erschaffen eine Wirklichkeit, in der der Übergang zum Unwirklichen fließend ist, in der die Liebe aber die stärkste aller menschlichen Erfahrungen ist, die sogar den Tod überwinden kann.
„A Matter of Life and Death“ trägt inhaltlich und visuell die deutliche Handschrift ihrer Erschaffer und gehört fraglos zu den besten der vielen herausragenden Filme von Powell & Pressburger. Die deutsche Blu-ray (Fassungseintrag) ist aktuell vergriffen, was ausnahmsweise kein Verlust ist – sie beruhte nicht auf der vorzüglichen 4K-Restaurierung, die 2017 vorgenommen wurde. Diese ist günstig in Großbritannien zu erwerben (Fassungseintrag), eine Premium-Edition hat die Criterion Collection in den USA herausgebracht. Sehr lesenswert ist die flammende OFDb-Kritik von bluebottle, die für „A Matter of Life and Death“ die Höchstwertung vergibt.
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