Les enfants du paradis (1945)
Ende des Jahres 1942 fassen Jacques Prévert, Marcel Carné und Jean-Louis Barrault den Entschluss eine Art filmisches Fresko rund um Jean-Gaspard Deburau (1796-1846) und die Pariser Künstler- und Theaterszene zu drehen. Daraus entwickelte sich ein episches Filmprojekt mit immer mehr Handlungsfäden, das letztlich der Tradition des großen französischen Romans von Honoré de Balzac, Victor Hugo, Alexandere Dumas oder Eugène Sue verhaftet war. In Nizza beginnen im August 1943 die Dreharbeiten und für Unsummen wir hier der Boulevard du Crime nachgebaut, in dem sich bald 2000 StatistInnen tummelten. Durch die Kriegsgeschehen bedingt wechselte die Produktsfirma hinter dem Film und Pathé nahm den Platz von Scalera ein; die Flucht des Darstellers Robert Le Vigan als Kollaborateur vor den Alliierten ging einher mit dem Einspringen Pierre Renoirs (dem Bruder Jean Renoirs). Die lange Drehzeit, die auch daher rührte, dass man Beteiligten – darunter jüdische Mitwirkende sowie etliche Resistance-Mitglieder – den Pflichtarbeitsdienst in deutscher Kriegswirtschaft ersparen wollte und dass Carné letztlich eine Uraufführung im befreiten Frankreich anstrebte, mündete dann in die Uraufführung im längst befreiten Paris am 9. März 1945. Hier erlebte der stattliche 190-Minüter seine Uraufführung am Stück, nachdem er wegen der Vorgaben im Vichy-Regime auf zwei 90-minütige Teile angelegt werden musste. Über ein Jahr hielt sich der Film im Uraufführungskino, während sich sein Ruf eines Meisterwerks verfestigte, dem aber immer auch kritische Stimmen einen Hang zum Theaterhaften nachsagten. Carné, der Großmeister des poetischen Realismus, hat hiermit einen Markstein im französischen Film abgeliefert, der seine Herkunft aus dem poetischen Realismus durchaus erkennen lässt, aber bereits das französische Nachkriegskino einleitete, in dem etwa bis zur Nouvelle Vague das Kino der Qualität vorherrschte.
Über die Qualitäten des Films, in dem neben Barrault und Renoir auch noch Arletty und Pierre Brasseur mitspielen, lässt sich Bretzelburger in seinem ausführlichen Review aus.
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