Urga (1991)
In den letzten zehn Jahren hat Nikita Mikhalkov weniger mit seinen Filmen - vor allem verrissene & verschmähte Fortschreibungen seines wohl nach wie vor größten Erfolges "Utomlyonnye solntsem" (1994)! - von sich reden gemacht, sondern eher mit seiner Unterstützung, die er Putin angedeihen lässt; und jüngst mit dem Erhalt eines Einreise-Verbots in die Ukraine, mit seiner Kritik an Gorbatschow und Jelzin (den er Anfang der 90er Jahre noch unterstützt hatte) und dem Plan einer russischen McDonalds-Konkurrenz. Mikhalkov ist inzwischen eher als kontroverser Patriot bekannt, dessen durchaus vorhandene Eitelkeit - er spielte etwa in seinem (vor allem in Russland immens erfolgreichen) Prestigeprojekt "Sibirskij tsiryulnik" (1998) keinen geringeren als Zar Alexander III., während er zugleich in Aussicht stellte, bei den Präsidentenwahlen 2000 zu kandidieren! - immer wieder Zielscheibe des Spottes seiner Kritiker wird.
Vor einem guten Vierteljahrhundert machte er dagegen noch mit preisgekrönten Filmen Schlagzeilen und befand sich auf dem Höhepunkt einer weit zurückreichenden Karriere. Als Schauspieler hatte Mikhalkov, der einer großen Künstlerfamilie entstammt, in den 60er Jahren bereits unter hochkarätigen Regiegrößen wie Sergei Bondarchuk, Miklos Jancsó, Mikhail Kalatozov, Andrei Konchalovsky und Elem Klimov gespielt - in den 70er Jahren dann auch zunehmend unter der eigenen Regie, nachdem er unter Mikhail Romm ein Regie-Studium absolviert und mit "Svoy sredi chuzhikh, chuzhoy sredi svoikh" (1974) schließlich seinen ersten Spielfilm hingelegt hatte. Den internationalen Durchbruch, der ihn schließlich aus dem damals übergroßen Schatten seines Bruders Andrei Konchalovsky hieven sollte, brachte ihm aber erst die mit Marcello Mastroianni und Silvana Mangano prominent besetzte, tragikomische Romanze "Oci ciorne" (1987) nach Anton Chekhov. Vier Jahre später toppte er diesen Erfolg dann mit "Urga", um 1994 schließlich sein Hauptwerk "Utomlyonnye solntsem" abzuliefern.
"Urga", der am 1. September 1991 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Venedig gezeigt worden war, besticht mit Eindrücken aus der Mongolei, die das Publikum gemeinsam mit einem russischen LKW-Fahrer genießt, welcher mit einer Wagenpanne liebenbleibt und daraufhin von dem Nomaden Gombo umsorgt wird. (Konkreter wird die Inhaltsangabe von Shub.) Beide Männer schließen Freundschaft, während sie die fremde Kultur des jeweils anderen kennenlernen; in dieser Hinsicht ist "Urga" gewissermaßen als Fortführung von "Oci ciorne" zu begreifen, wobei nun Mikhalkovs Vorliebe für den Eurasismus deutlich hineinspielt.
"Urga" ist heutzutage sicherlich auch ein Film, den man angesichts der Biografie seines Schöpfers nochmals mit anderen Augen schaut. Ein poesievolles road movie ist "Urga" aber nach wie vor geblieben. Bei AL!VE liegt der Film seit Längerem auf DVD vor: Fassungseintrag von CineMaster TS
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