Sylvester - Tragödie einer Nacht (1924)
Trotz des Titels und der entsprechenden Handlungszeit kam das Kammerspiel "Sylvester - Tragödie einer Nacht" am 3. Januar 1924 zur Uraufführung. Und vielleicht ist es auch eher ein Film für den Jahresbeginn und kein Werk für die Silvesternacht, denn der pessimistische Blick des Films kann die Freude am Jahreswechsel gehörig verhageln. Heutzutage macht man sich wohl ohnehin keine Illusionen mehr; Übergriffe an Silvester auf Kräfte von Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst mit Silvesterknallern etc. dürfte jede(r) im Hinterkopf haben. In "Sylvester - Tragödie einer Nacht" ist es eher der kollektive Taumel, das rauschende öffentliche Fest, das sich in der Gemeinschaft über die indivuellen Konflikte im stillen Kämmerlein legt. Ein Mann, seine Mutter und seine Partnerin stehen im Mittelpunkt von "Sylvester - Tragödie einer Nacht"; die Rivalität und Abneigung der Frauen ist unübersehbarm wird sich aber permanent noch steigern. Der Anspannung flüchtet sich der Mann zwischen den Fronten durch den Suizid, während drumherum in diesem tragischen Drama kräftig gefeiert wird. Pick bleibt dabei seinem Kammerspiel-Touch aus "Scherben" (1921, Anniversary-Text) treu: hier wie dort verfasste Carl Mayer das Drehbuch. Indes nutzt er doch das gesellschaftliche Leben drumherum als Klammer, als Hintergrund: gleich zu Eingang mit fließender Kamerabewegung und faszinierender Sogwirkung vorgeführt (wobei die Fahrten und Schwenks auch den intimere Innenszenen zukommen, dort aber weniger kraftvoll ausfallen). Und so besitzt "Sylvester - Tragödie einer Nacht" als Kammerspiel auch Züge des Straßen- und Stadtfilms, geschickt pochend auf den faszinierenden Reiz des städtischen Trubels sowie zugleich auch auf die Leere, Anonymität und Distanziertheit.
Registrieren/Einloggen im User-Center