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von ratz

Vor 75 Jahren: Eine sommerliche Dreiecksgeschichte von Helmut Käutner

Stichwörter: 1940er Deutschland Drama Eichhorn Jubiläum Käutner Klassiker Knuth Liebesfilm Raddatz Schroth Spielfilm

Unter den Brücken (1946)

Die bewegte Entstehungsgeschichte von Helmut Käutners letztem unter dem NS-Regime gedrehten Film „Unter den Brücken“ überdeckt in der Rezeption manchmal die Tatsache, wie modern, einfühlsam und klug die Dreiecksgeschichte zwischen zwei Binnenschiffern und einer jungen Frau eigentlich ist. Uraufgeführt am 1. September 1946 beim Filmfestival in Locarno und erst 1950 in Deutschland, bildet das leichtfüßige Liebesdrama den Abschluß einer losen Trilogie, in der „Romanze in Moll“ (1943, Anniversary-Text) und „Große Freiheit Nr. 7“ (1944, Anniversary-Text) die eher schwermütigen Vorgänger sind. In „Unter den Brücken“ spielen Carl Raddatz und Gustav Knuth mit erfrischender Natürlichkeit die beiden Eigner eines Schleppkahns, die in einer Sommernacht eine junge Frau (Hannelore Schroth) an Bord nehmen und sich beide in sie verlieben. Dabei gerät ihre enge Freundschaft in Gefahr, und Käutner versteht es, die sich verändernden, stets in der Schwebe bleibenden Beziehungen zwischen den dreien vor dem Hintergrund der belebten Berliner Hafenanlagen, aber auch den stillen Ufern der Havel im Umland in Szene zu setzen. In vielen schattigen und intimen Szenen sorgen die präzise Ausleuchtung und eine elegant gleitende Kamera dafür, daß der Zuschauer emotional dicht bei den Figuren bleibt, deren ungekünstelte, leicht berlinernden Dialoge Alltagsklugheit und Witz ausstrahlen.

Daß „Unter den Brücken“ noch lange im Gedächtnis bleibt, ist nicht zuletzt das Verdienst des Komponisten Bernhard Eichhorn, dessen freche bzw. melancholische Lieder „Auf der Brücke“ und „Muschemusch“ wie Leitmotive immer wieder im Film zu hören sind. Unverkennbar sind Käutners Einfüsse  auf den heutigen deutschen Film, denkt man etwa an die Werke von Christian Petzold und Maren Ade oder an die Drehbücher von Wolfgang Kohlhaase. Die Murnau-Stiftung hat „Unter den Brücken“ auf Blu-ray (Fassungseintrag) und DVD herausgebracht und auch ein Booklet mit informativem Begleittext beigesteuert. Die OFDb-Kritik von Bretzelburger stellt Käutners Liebesgeschichte in den Kontext des Poetischen Realismus.


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