Beitrag

von ratz

Vor 75 Jahren: Ein US-Weihnachtsklassiker von Garland und Minnelli

Stichwörter: 1940er Benson Blane Drama Garland Jubiläum Kinder-/Familienfilm Klassiker Literaturverfilmung Martin MGM Minnelli Musical Spielfilm USA Weihnachten

Meet Me in St. Louis (1944)

Beinahe exemplarisch verkörpert Judy Garland den Glanz eines Hollywood-Stars der klassischen Studio-Ära – und zugleich das Elend derjenigen, die von Hollywood unbarmherzig ausgebeutet und dann fallengelassen wurden. Als Gesangs- und Schauspiel-Wunderkind von frühester Jugend an durch das Studio Metro-Goldwyn-Mayer ausgebildet und geformt, hatte Judy Garland mit 21 Jahren bereits eine einzigartige Karriere hinter sich. Auch der warmherzige Familien-Weihnachtsfilm „Meet Me in St. Louis“, der am 22. November 1944 erstmalig aufgeführt wurde, sollte sich als überaus langlebiger Kassenschlager erweisen.

Basierend auf autobiographisch gefärbten Kurzgeschichten von Sally Benson, vereinigt „Meet Me in St. Louis“ in einer perfekten Synthese mild dramatische und komische Elemente für die Darstellung einer wohlhabenden weißen amerikanischen Familie um die vorletzte Jahrhundertwende. Da sich MGM bereits als die führende Musical-Schmiede etabliert hatte, durften entsprechende Nummern nicht fehlen, und tatsächlich sind aus „The Trolley Song”, “The Boy Next Door” und vor allem “Have Yourself a Merry Little Christmas” aus der Feder von Hugh Martin und Ralph Blane unvergessene Hits geworden, die Judy Garland ihre ganze wechselvolle Karriere über begleiten sollten. Bereits auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, wollte sie eigentlich nicht noch eine Teenagerrolle spielen und fiel auf dem Set von „Meet Me in St. Louis“ durch allerhand Starallüren auf. Daß sie schlußendlich ihre Rolle ernstnahm, war dem Einfluß des Regisseurs Vincente Minnelli zu verdanken, der noch am Anfang seiner Laufbahn stand. Auch durfte Garland auf die ihr sonst von MGM verordneten künstliche Zahnaufsätze und Gummischeiben in der Nase (!) verzichten und erhielt erstmals das sie fortan definierende Make-up mit den hochgewölbten Augenbrauen. Aus der engen Beziehung zu Minnelli folgte, noch während der Film geschnitten wurde, die gemeinsame Wohnung und 1945 die Eheschließung, aus der bekanntlich die ebenfalls berühmte Tochter Liza Minnelli hervorging. Doch weder dieser Ehe noch der Karriere von Judy Garland waren eine lange Dauer beschieden, und es ist heute allgemeiner Konsens, daß dieser Umstand der langjährigen, an Mißbrauch grenzenden Behandlung der Garland durch die Filmindustrie zuzuschreiben ist. Ihren letzten äußerst schwierigen Lebensjahren widmet sich das gerade erschienene Biopic „Judy“ (2019) von Rupert Goold mit Renée Zellweger in Hauptrolle.

Im englischen Sprachraum ist die Popularität von „Meet Me in St. Louis“ ungebrochen – gleich nach „It’s A Wonderful Life“ belegt der Film Platz zwei auf der Liste der besten Weihnachtsfilme bei rottentomatoes.com. Daß dies bei uns nicht so ist, zeigt schon die Tatsache, daß die deutsche DVD (Fassungseintrag) seit längerem nur noch aus zweiter Hand erhältlich ist. Doch verschiedene Streaming-Anbieter haben den Film im Portfolio, und im Ausland ist auch eine Blu-ray erhältlich (Fassungseintrag), die mit reichlich Bonusmaterial versehen ist. Nach der unbedingt zu empfehlenden Lektüre der OFDb-Kritik von PierrotLeFou dürften eigentlich keine Fragen zu „Meet Me in St. Louis“ offenbleiben.


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details