Soy Cuba (1964)
Mikhail Kalatozov war zu Beginn seiner Karriere in der Sowjetunion angeeckt: auf seine ersten Filme, von denen "Jim Shvante" (1930) wegen seiner - den Auflagen der Zensoren geschuldeten - Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm heute längst einen Klassikerstatus besitzt, folgte nach "Lursmani cheqmashi" (1931) ein achtjähriges Drehverbot, welches mit dem Vorwurf des Formalismus begründet worden war. Doch in den 50er Jahren erlebte Kalatozov einen phänomenalen Aufschwung, dessen Höhepunkt sicherlich die Auszeichnung von "Letyat zhuravli" (1957) mit der Goldenen Palme in Cannes bildete. Es folgten der atmosphärisch inszenierte Abenteuerfilm "Neotpravlennoye pismo" (1960) und natürlich "Soy Cuba".
"Soy Cuba" war der Versuch künstlerisch ambitionierter Filmemacher der Sowjetunion, die kubanische Revolution in einem Film zu behandeln und zu unterstützen. Erneut schwankt Kalatozov zwischen dokumentarischen und fiktionalen Momenten, verschärft aber seine ästhetizistischen Bemühungen erheblich. Gerade die berühmt-berüchtigte Kamerafahrt zu Beginn des Film, die über eine Dachterasse gleitet, mehrere Stockwerke nach unten zurücklegt und in einen Pool eintaucht - aus welchem sie ursprünglich auch wieder auftauchte, was Kalatozov zum Ärger des Kameramanns jedoch nicht mehr zeigte - ist ein beeindruckendes Beispiel der hohen formalen Qualität des Films. Getrübt wird die Qualität freilich durch allzu parteiische, einseitige Botschaften, die der Film in seinen recht frei & bloß teilweise an die Figur des Studenten Enrique geknüpften Episoden unterbringt. Doch weder in Kuba, noch in der Sowjetunion stieß der Film auf übermäßig viel Gegenliebe - und versank schnell in Vergessenheit.
Doch nach seiner von Scorsese und Coppola betreuten Wiederaufführung in den 90er Jahren konnte sich der Film als originell & kraftvoll inszeniertes Meisterwerk etablieren, das inzwischen vielfach andere Regisseure inspiriert hat.
Review von ratz
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