Heat (1972)
Paul Morrissey sprang als Regisseur in die Bresche, als sich Andy Warhol nach dem Attentat auf seine Person eher auf Produzententätigkeiten verlegte. Mit Joe Dallesandro als Hauptdarsteller in "Flesh" (1968) legte Morrissey dann ein undergroundiges Spiel mit Tabus vor, als ein solches bereits auf Vorläufer zurückblicken konnte und kommerziell über gute Chancen verfügte. "Trash" (1970) folgte dann zwei Jahre später, abermals mit Dallesandro in der Hauptrolle; und mit "Heat", der im Mai in Cannes und am 5. Oktober dann auf dem New York Film Festival zu sehen war, ehe er kurz darauf in die Kinos kam, schloss Morrissey eine lose Trilogie ab, die im Nachhinein häufig als kommerzielle Trilogie betrachtet worden war: Auch hier ist Dallesandro wieder als Hauptdarsteller mit dabei, gibt hier allerdings nicht einfach bloß einen Drogen konsumierenden Stricher, sondern einen abgehalfterten Kinderstar in Los Angeles – weshalb der deutsche Titel "Hollywood" gar nicht so unpassend daherkommt, zumal dieser Abschluss der Trilogie auch der dramaturgisch konventionellste geworden ist. Als Musiker versucht er sich nun durchzuschlagen beim Traum von der neu entflammenden Karriere; vor allem aber verkauft er seinen Körper und macht dabei schräge Bekanntschaften: mit seiner übergewichtigen Vermieterin, einer sadistischen Lesbe und ihrer Freundin, mit zwei Brüdern, die inzestuöse Bühnenshows miteinander bewerkstelligen, und mit einer gealterten Diva, die sich in ihrer Einsamkeit mitten im Luxus verzweifelt an den jüngeren Lover klammert. Die Film- und Unterhaltungsindustrie ist hier ein unbarmherziger Molochm eher eine zynische Alptraumfabrik, mit Marktgesetzen, die von Heuchler(inne)n befolgt und gestützt werden.
Bei RaroVideo liegt die Trilogie ungeschnitten und regelmäßig zu annehmbaren Preisen auf DVD vor: Fassungseintrag von leplaisirdeyeux
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