Giulietta degli spiriti (1965)
Mit "La dolce vita" (1960) hatte Fellini sein Schaffen auf ein neues Level hieven können: Die ungewöhnlichen, skurrilen Figuren aus früheren Werken nehmen breiteren Raum ein, die episodische Erzählstruktur wird intensiviert und die Veränderungen der Tonart fallen gravierender aus, die kritischen & gewagteren Spitzen fallen - auch zeitbedingt - offensiver aus und vor allem trat mit Mastroianni der große Fellini-Schauspieler schlechthin auf, in dessen Gesicht sich das Innenleben seiner Hauptfigur stärker wiederspiegelt als es in früheren Fellinis jemals der Fall war. "8½" (1963) hatte dann das Innenleben der erneut von Mastroianni gegebenen Hauptfigur ausgiebig visualisiert: eine ausbordende Filmfantasie voller faszinierender Gesichter, eigenwilliger Typen, unvorhersehbarer Stimmungswechsel und ungewöhnlicher Kostüme zu den eingängigen Klängen Nino Rotas.
"Giulietta degli spiriti" - am 22. Oktober uraufgeführt (und wieder mit Fellinis Lebensgefährtin Giulietta Masina in der Hauptrolle) - brachte dann noch die Farbe ins Spiel, der sich Fellini bereits in seinem Kurzfilm "Le tentazioni del dottor Antonio" für den Omnibusfilm "Boccaccio 70" (1962) gewidmet hatte. Hochsymbolisch gibt sich die Farbe hier, welche die Bilder keineswegs realistischer erscheinen lässt, sondern noch weit artifizieller & unwirklicher - passend zu den Bildern, die entweder Innenleben der Figuren abbilden (oder in späteren Filmen ausdrücklich die Träumereien des Filmemachers darstellen). Im Gebrauch der Farbe, aber auch in manchen Motiven lässt "Giulietta degli spiriti" Einflüsse Mario Bavas vermuten, der als einstiger Kameramann seit "Ercole al centro della terra" (1961) eigenwillig komponierte Farbfilme hervorbrachte. Zudem sollte nicht übersehen werden, dass der Farbfilm gerade im europäischen Kino auch 1965 ein Gebiet darstellte, das für viele Filmemacher auf eine jahr(zehnt)elange Erfahrungen mit s/w-Bildern folgte: es verwundert vielleicht auch deshalb nicht, dass Fellini (wie auch Antonioni mit "Il deserto rosso" (1964) oder Pasolini mit "La terra vista dalla luna" (1967)) Farbe sehr bewusst eingesetzt hat.
Worum es geht, verrät MäcFly in seiner Inhaltsangabe.
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