Twin Peaks: Fire Walk With Me (1992)
Am 10. Juni 1991 lief in den USA die letzte Folge der zweiten Staffel von "Twin Peaks" (1990/1991) über die Mattscheiben: Coopers dunkler Doppelgänger ging an Coopers Stelle in die Welt hinein, während Cooper selbst in der geheimnisvollen Black Lodge zurückblieb. Ein entscheidendes Ereignis war in dieser letzten Folge angekündigt worden: es betraf Cooper und sollte 25 Jahre in der Zukunft liegen. Ein knappes Vierteljahrhundert später wird die mit einem spannenden Cliffhanger bzw. einem vermeintlich offenen Ende abgebrochene Serie nun fortgesetzt: "Twin Peaks" (2017), die dritte, durchgängig von David Lynch selbst inszenierte Staffel ist tatsächlich zustandegekommen... sie mag 25 Jahre nach der bislang letzten Folge spielen, kam aber quasi mit einjähriger Verspätung erst 26 Jahre nach dem Ende der beliebten Serie heraus - dafür aber gut 25 Jahre nach dem seinerzeit schwer gescholtenen "Twin Peaks"-Kino-Spielfilm "Twin Peaks: Fire Walk With Me", welcher Mitte Mai auf dem Festival de Cannes 1992 uraufgeführt worden war.
Lynchs Spielfilm-Prequel zu seiner vielgelobten Serie wurde in Cannes ausgebuht und mit teils vernichtenden Kritiken bedacht. Der auf der IMDb präsentierte (generell mit Vorsicht zu genießende) Metascore liegt bei schwachen 28 Punkten - die User-Wertungen gehen mittlerweile wesentlich wohlwollender mit Lynchs Spielfilm um. Für ein Publikum, das die Serie nicht kannte, musste Lynchs Spielfilm geradezu unverständlich anmuten; diejenigen, welche die Serie kannten, mussten sich mit einer düstereren Atmosphäre ebenso anfreunden wie auch mit einer neuen Erzählweise und stilistischen Lynchismen, von denen die weitgehend nicht von Lynch inszenierte Serie relativ befreit geblieben war. Der Film widmet sich nicht mehr der Aufklärung eines düsteren Verbrechens im mysteriösen, absurden, manchmal beklemmenden, manchmal albernen Ambiente, sondern dem Verbrechen selbst: Zum Schreck der Fangemeinde kam "Twin Peaks: Fire Walk With Me" als verstörender Film über Vergewaltigung, Inzest, Kindesmissbrauch und (Lust-)Mord daher... und war trotz vertrauter Gesichter wie Ray Wise, Mädchen Amick, Sheryl Lee, Kyle MacLachlan, Frank Silva, Grace Zabriskie oder Michael J. Anderson irgendwie fremdartig. Dabei ist der Film im Grunde durchaus ein guter Lynch, der allerdings am Mangel leidet, nicht eigenständig, sondern nur als Ergänzung zu einer doch anders gewichteten Serie genießbar zu sein. (Zudem sind mit Kiefer Sutherland, David Bowie, Harry Dean Stanton oder Frances Bay weitere charismatische Schauspieler mit dabei...) Vor rund 5 Jahren habe ich die ganz eigenen Qualitäten des Films in meinem Review ausführlicher dargelegt. Barryconvex, der den Film etwas besser bewertet, arbeitet dagegen eher dessen Schwächen heraus: Review von Barryconvex.
Und wer sich zur neuen Staffel die früheren "Twin Peaks"-Werke zulegen will, greift am besten zu Paramounts Entire Mystery Edition: Fassungseintrag von Muhagl
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