Bad Boy Bubby (1993)
Es ist schon eine Art Unikat, welches der in den Niederlanden geborene Australier Rolf de Heer im September 1993 in Venedig präsentierte... mit der nicht zu unterschätzenden Leistung seines Hauptdarstellers Nicholas Hope erzählt er die sonderbare Geschichte eines Mannes, der mit seinen 35 Jahren noch nie einen Fuß vor die Wohnungstür gesetzt hat. Ganz seiner so verwahrlosten wie manipulativen Mutter ausgesetzt, wächst er in einem schäbigen Zimmer auf – mit äußerst schrägen Vorstellungen über eine vermeintlich lebensbedrohliche Außenwelt. Als dann erstmal sein Erzeuger bei ihnen anklopft, beginnt ein Entkommen in die Welt, in der sich Bubby mit Nachahmungen des Erlebten und den erlernten Unwahrheiten über Gott und die Welt zurecht finden muss. Heilsarmee, Musiker, Groupies, Gewalttäter, Behinderte, Pflegerinnen und christliche Fanatiker umgeben den irrlichternden Außenseiter bei seiner Odyssee durch die ungewohnte Normalität – welche angesichts seiner naiven Unschuld gegenüber allen Tabus ungewohnte Züge annimmt. Angereichert mit Verwahrlosung, Sex, Inzest, Vergewaltigung, Mord, Tierquälerei, Blasphemie und Entstellungen bricht der Film so manches Tabu, lässt aber bei aller Lust am Skandalon stets eine humanistische, soziale und zärtliche Haltung erkennen, die aus der absonderlichen Tragikomödie weit mehr macht als bloß einen grotesk-grellen Skandalfilm: Gerade die thematisierte Unmöglichkeit einer Liebesbeziehung zwischen Bubby und einer jungen Frau mit Zerebralparese (Rachael Huddy) berührt ohne Ängste eine sehr ernste, beklemmende, tieftraurige Thematik, die Rolf de Heer später in "Dance Me to My Song" (1998) zum zentralen Thema eines Kinofilms machte.
Das löbliche Label Bildstörung hat de Heers Kultfilm aus den frühen 90er Jahren hierzulande auf DVD vorgelegt: Fassungseintrag von Vergil666
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