Slaughterhouse-Five (1972)
Die Peter-Sellers-Komödie "The World of Henry Orient" (1964), der epische "Hawaii" (1966), die Western-Komödie "Butch Cassidy and the Sundance Kid" (1969) mit Paul Newman und Robert Redford: George Roy Hill stand für Qualität – sein "The Sting" (1974) brachte ihm einen Oscar für die Regie ein –, auch für Witz und ein wenig Originalität. Aber er blieb doch vergleichsweise wenig bekannt, vielleicht weil er doch auch recht konventionell erscheinende Filme drehten, die hinter ihren Stars und der Filmindustrie Hollywood die Regieleistung ins Hintertreffen geraten ließen. "Thoroughly Modern Millie" (1969) mag als Reinszenierung der Golden Twenties unter dem Eindruck der Swinging Sixties in Form der musikalischen Komödie teilweise – ohne auch bloß annähernd die Exzentrik von Ken Russells "Her Boy Friend" (1971) zu erreichen – eine Offenheit für das Schräge, Stilisierte und Ungewöhnliche erkennen lassen, aber seine "Slaughterhouse-Five"-Verfilmung, die Kurt Vonneguts vermeintlich unverfilmbaren Kultroman ab dem 15. März auf die Leinwände brachte, kam doch ein wenig aus dem Nichts und hebt sich mit der höchst absonderlichen Geschichte zwischen vielerlei Genres aus Hills Œuvre merklich ab, auch wenn spätere Komödien wie "Slap Shot" (1977) und "The World According to Garp" (1982) gelegentlich ähnlich aufhorchen lassende Momente vorweisen können. Aber unübertroffen bleibt der – im Vergleich mit der Vorlage entschlackte – Plot um Billy Pilgrim, der im Zweiten Weltkrieg die Bombardierung Dresdens miterlebte, dessen Erinnerungen in den 70er-Jahren nach dem Unfalltod seiner Frau durch die Zeiten springen und der sich mit seiner Traumfrau auf den Planeten Tralfamadore entführt wähnt... Hier ist viel Wahnwitz dabei, auch aufgrund kleinerer Nebenfiguren wie Roberts Blossoms Wild Bob Cody, aber letztlich doch auf mehreren Ebenen. Ein Wahnwitz aber, der immer wieder – in den auch vom Milos-Forman-Stamm-Kameramann Miroslav Ondrícek kreierten Bildern – den Kontrast zu vermeintlich realistischen Eindrücken sucht – und sich nicht etwa der vollständigen Künstlichkeit manch anderer modischer 70er-Jahre-Exzesse verschreibt. Zwischen "A Clockwork Orange" (1971) und "Zardoz" (1973) gehört "Slaughterhouse-Five" sicher zu den eigenwilligsten Beiträgen im Sci-Fi-Kino, wobei der Sci-Fi-Aspekt hier eher eine Nebensache bleibt. Für Hill war die durchaus wieder sehr ambitionierte Arbeit eher eine kommerzielle Schlappe: zu abgedreht für die einen, zu unbefriedigend für puristische Vorlagen-Fans.
Seit über vier Jahren liegt bei Koch Media eine günstige, allerdings immens geschmacklos designte Blu-ray des Films vor: Fassungseintrag von Unicorn
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