Ma nuit chez Maud (1969)
Es war der vierte Film seines Zyklus der moralischen Erzählungen, der heute zu einem der typischsten Klassiker im Werk Rohmers zählt: Der am 4. Juni 1969 uraufgeführte "Ma nuit chez Maud" kommt mit einem Minimum an Handlung aus und lässt den katholischen jungen Mann Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant), der bereits ein Auge auf die fromme Françoise (Marie-Christine Barrault) geworfen hat, bei der modernen Maud (Françoise Fabian) die Nacht verbringen, mit der er ausgiebig über Moral und Religion à la Blaise Pascal debattiert – darin klingt Rohmers "Entretien sur Pascal" (1965) nach! –, derweil eine amouröse Spannung latent in der Luft zu liegen scheint. Am Ende ist Jean-Louis seinen Absichten treu geblieben – ohne sich der Versuchung ganz und gar entzogen zu haben. Es wird wie stets viel diskutiert in diesem Rohmer, derweil eine konventionelle Spannungsdramaturgie ebenso wie ein konventioneller Soundtrack vermieden wird: Doch dieser Minimalismus ist nicht so streng asketisch wie bei Dreyer oder Bresson, sondern frei und ungezwungen; die Kamera gibt sich zurückhaltend, die Form bleibt unaufdringlich, die Menschen geraten voll und ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dank ihnen gerät der filmische Disput auch nicht zum Thesenfilm, zum bloßen philosophischen Streitgespräch – denn ebendieses tritt ausschließlich in die Praxis menschlichen Handelns eingebunden in Erscheinung.
Mehr über den Film, der inwzischen auch in einer schönen Rohmer-Edition vorliegt (Fassungseintrag von dirkvader), verrät die Inhaltsangabe von McKenzie.
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