La leggenda del pianista sull'oceano (1998)
Einer, dem der Niedergang des italienischen Kinos nach den 70er Jahren wenig anhaben konnte, war Giuseppe Tornatore. In den 80er Jahren hatte er gerade erst mit Kurzfilmen Fuß zu fassen begonnen; schon der zweite Langspielfilm "Cinema Paradiso" (1988) mit Philippe Noiret mauserte sich flugs zum modernen Klassiker. Es folgte "Stanno tutti bene" (1990) mit einer Altersrolle für den italienischen Altstar Marcello Mastroianni, später unter anderem "Una pura formalità" (1995) mit Gérard Depardieu und Roman Polanski. Das Opus Magnum Tornatores im 20. Jahrhundert kam dann aber am 28. Oktober 1998 heraus: "La leggenda del pianista sull'oceano", durchaus frai nach einer Literaturvorlage von Alessandro Baricco – ein 1994 uraufgerführter Monolog, der noch heute hin und wieder auch auf deutschen Bühnen zu sehen ist und den Titel "Novecento" trägt. "Neunzehnhundert" also; und Novecento ist zugleich der Name der Hauptfigur. Dieser große (alternativ-)Titel/Name und die epische Laufzeit mögen an Bernardo Bertoluccis "1900 (Novecento)" (1976) erinnern, aber wie so oft bei Tornatore, insbesondere beim späteren Tornatore, überwiegt eher eine Üppigkeit à la Fellini. Tim Roth spielt die Figur Novecento, die im Jahr 1900 als Säugling am Neujahrsmorgen an Bord eines Ozeandampfers gefunden wird und über die Jahre im Umfeld des Maschinenraumes aufwachsen wird, um später am Piano sein Talent zu beweisen. Als Jazzpianist macht er Karriere; den Ozeandampfer, seine ganze Welt, wird er aber nie verlassen; auch nicht, als dieser nach dem Krieg ausrangiert auf seine Sprengung wartet. Tornatore inszeniert mit ganz großer Geste, unterstützt vor allem vom jazzreichen Soundtrack. Herausgekommen ist nicht bloß eine fiktive, so ungewöhnliche wie vereinnahmende Biografie, sondern auch ein utopischer Enwurf eines Lebens zwischen allen Grenzen, einer inoffiziellen Existenz ohne Zugehörigkeit, vor dem Hintergrund der Weltgeschichte, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts massive Ein- und Umbrüche erlebt, vor dem Hintergrund des Jazz-Siegeszuges noch zudem... Fast drei Stunden Laufzeit wies Tornatores Film auf, der aber im Ausland meist als zweistündige Rumpffassung gezeigt wurde. So auch hierzulande, wo aber immerhin nun zum Jubiläum eine Blu-ray der Originalversion bei Plaion herausgekommen ist: Fassungseintrag von Mr. Terminator
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