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von PierrotLeFou

Vor 100 & vor 75 Jahren: Tarzan und die Leinwand

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Tarzan of the Apes (1918)
Tarzan Triumphs (1943)

Elmo Lincoln, der von Dieterles "The Hunchback of Notre Dame" (1939) bis Wylers "Carrie" (1952) allerlei Kleinstrollen gespielt hatte, ist im Grunde bloß noch als erster Tarzan-Darsteller der Filmgeschichte in Erinnerung geblieben. Tarzan und sein Schöpfer Edgar Rice Burroughs sind es dann auch, die aus dem am 18. Januar 1918 uraufgeführten "Tarzan of the Apes" eine kleinen Klassiker werden ließen, derweil weder Hauptdarsteller, noch Regisseur Scott Sidney - der immerhin auch die frühe Verfilmung "Charley's Aunt" (1925) abgeliefert hatte - sonderlich bekannt geblieben sind... Von der Darstellerriege mögen heute bloß noch Eugene Pallette und Rex Ingram reizen, wenngleich beide in kleinen Minirollen agieren und schwerlich zu identifizieren sind. Interessanter ist da vielleicht noch die Mitwirkung von Lois Weber am Drehbuch, war Weber doch nicht bloß Hollywoods erste Langfilm-Regisseurin, sondern auch eine hochproduktive und zu Stummfilmzeiten recht erfolgreiche Drehbuchautorin, die zu Tonfilmzeiten dann allerdings in die Armut abrutschte und vorzeitig versterben sollte. Ihre Leistung ist in diesem Fall jedoch nicht mehr ohne weiteres zu beurteilen, liegt "Tarzan of the Apes" doch bloß noch als Fragment vor: Die obligatorischen Längenangaben in Metern/Fuß wurden im Fall von "Tarzan of the Apes", der immerhin 8 Filmrollen gefüllt haben soll (also vermutlich auf bis zu 2440 Meter Länge gekommen sein muss, was bei 16 Bildern pro Sekunde zu etwa 130 Minuten führen würde), durch die Angabe von knapp 120 Minuten ersetzt. Erhalten sind jedoch bloß Fassungen, die bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf 40, 45, 55-60 oder 73 Minuten kommen - so auch die Savoy Film-DVD, die den Film in zwei Versionen anbietet, aber etwas lieblos ausfällt. (Fassungseintrag von PierrotLeFou) Bei dem geringen Preis kann man dennoch zugreifen, zumal man mit "Tarzan of the Apes" einen beachtlichen Kassenerfolg seiner Zeit in den Händen hält, der noch in demselben Jahr die ebenfalls mit Elmo Lincoln und seiner Leinwandpartnerin Enid Markey besetzte Fortsetzung "The Romance of Tarzan" (1918) nach sich zog, die heute allerdings als verschollen gilt. Und Lincoln kehrte - nachdem 1920 zwei andere Darsteller als Tarzan in Tarzan-Filmen zu sehen waren - im (durchaus noch erhaltenen) Serial "The Adventures of Tarzan" (1921) zurück; diesmal allerdings mit einer neuen Jane an seiner Seite: Louise Lorraine...

Eine neue Frau an seiner Seite erhielt auch Johnny Weissmüller vor 75 Jahren: Nachdem Weissmüller seit "Tarzan the Ape Man" (1932) sechsfach den Dschungelhelden für die MGM-Studios gegeben hatte, endete diese Phase eine Dekade später mit "Tarzan's New York Adventure" (1942). Doch ehe Weissmüller ab 1948 den weniger populären, aber seinerzeit durchaus beliebten Jungle Jim gab, drehte er noch sechs weitere Tarzan-Filme unter den Fittichen von RKO. Weissmüllers Jane Maureen O'Sullivan machte diesen Schritt allerdings nicht mit: Sie war noch an MGM gebunden und war der Rolle mittlerweile überdrüssig. Und so bekommt Weissmüller hier eine Frances Gifford an die Seite gestellt, die zwar keine Jane gibt (welche immerhin aus dem Off und aus England Briefe schickt), aber als Dschungelprinzessin Zandra seine weibliche Ergänzung abgibt. Trotz aller Exotik war dieses Tarzan-Vehikel ein eindeutiger Propagandafilm: So wie Basil Rathbone und Nigel Bruce als Sherlock Holmes und Dr. Watson seit ihrem Wechsel von 20th Century Fox zu Universal aus ihrem Kontext gerissen worden sind und gegen die Nazis anzukämpfen hatten, legte sich mit dem am 19. Februar 1943 uraufgeführten "Tarzan Triumphs" auch der Weissmüller-Tarzan mit den Nazis an - unter der Regie Wilhelm Thieles ("Die Drei von der Tankstelle" (1930)), der zwischen 1933 und 1936 nach Amerika geflohen war und dort bereits mit einem "The Jungle Princess" (1936) Erfahrungen in Sachen Exotik sammeln konnte. Und insbesondere die Schlussszene, in welcher die Schimpansin Cheetah in ein Funkgerät brüllt und daraufhin in Berlin für Adolf Hitler gehalten wird, macht aus der Stoßrichtung des Films keinerlei Hehl.
Mehr über dieses Kuriosum verrät das gewohnt souveräne Review von Bretzelburger.


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