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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Spätes Historienepos von István Szabó

Stichwörter: 1990er Deutschland Drama Fiennes Frankreich Großbritannien Historienfilm Jubiläum Kanada Klassiker Österreich Spielfilm Szabó Ungarn Weisz


Sunshine (1999)
István Szabós war Ende der 90er Jahre längst in der Phase des Spätwerkes angekommen: Nach einem frühen Klassiker wie "Apa" (1966) hatte sich längst die in deutsch-österreichisch-ungarischer Koproduktion entstandene biografische Trilogie "Mephisto" (1981), "Oberst Redl" (1985) und "Hanussen" (1988) als Aushängeschild seines Schaffens etabliert, nicht zuletzt dank Klaus Maria Brandauer in den Hauptrollen. "Édes Emma, drága Böbe - vázlatok, aktok" (1992) über Orientierungs-, Anspassungs- und Identitätsschwierigkeiten zweier Lehrerinnen nach dem Fall des Kommunismus markierte im Grunde bereits den Beginn von Szabós Spätwerk. Zu den wenigen Filmen von einiger Relevanz, die Szabó anschließend ablieferte, gehört dann vor allem der am 13. September 1999 uraufgeführte "Sunshine", der am Ende des 20. Jahrhunderts eine Jahrhundertgeschichte abliefert – die allerdings von der Mitte des 19. in die Mitte des 20. Jahrhunderts reicht, dessen erste Hälfte hier vor allem im Mittelpuntk steht. Aus zighundert Manuskriptseiten formten Szabó und sein Team in vierjähriger Arbeit ein Drehbuch, das mit enormen Aufwand und nach langwierigen Vor- und Dreharbeiten in einem epischen, dreistündigen Mehrgenerationenporträt mündete. Stars wie Rachel Weisz oder Ralph Fiennes sorgten sicherlich für einige Zugkraft, wobei Verschiebungen von Szabós Hang zur Ambivalenz in seinen Arbeiten mit Brandauer nun einer stärker schablonenhaften Struktur wichen, die allerdings insgesamt durchaus noch ausbalanciert wirkt und formal hochsolide daherkommt, als Makel aber durchaus registriert wurde. Die ungarisch-jüdische Familie Sonnenschein, später Sors, bringt es in dieser breit ausholenden Chronik mit ihrem gleichnamigen Kräuterlikör zu einigem Renommee und Wohlstand, die einzelnen Nachfahren Ignác, Ádám und Iván passen sich jedoch allzu unbedacht den herrschenden politischen Verhältnissen an: Ignác während der k. u. k.-Monarchie; sein Sohn Ádám weiß die dunklen Vorzeichen unter Nikolaus von Horthy nicht zu deuten und landet mit seinen Nächsten bald wegen der jüdischen Identität in den Vernichtungslagern, Iván hingegen macht Karriere während des Stalinismus, um sich spät, aber rechtzeitig zur 1956er-Revolution, neu zu orientieren… Mit viel Tragik, großen Gesten und kleinen Details besticht der Film, dessen alte Kinowelt-DVD nach wie vor für kleines Geld zu bekommen ist: Fassungseintrag von GoreKatze



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