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von Stefan M

Vor 25 Jahren: Shyamalans Geister-Welterfolg mit stilbildendem Schlusstwist

Stichwörter: 1990er Drama Horror Jubiläum Klassiker Mystery Shyamalan Spielfilm Thriller USA Willis


The Sixth Sense (1999)
Es war nicht M. Night Shyamalans erster, sondern sein bereits dritter Film als Regisseur nach "Praying with Anger" (1992) und ",,"Wide Awake" (1998), aber mit dem am 2. August 1999 uraufgeführten "The Sixth Sense" gelang ihm bei einem Budget von 40 Millionen US-Dollar ein weltweites Einspielergebnis von fast 675 Millionen US-Dollar. Da er zu diesem Zeitpunkt erst 29 Jahre zählte, galt er fortan als das Wunderkind Hollywoods. Vor allem der Schlusstwist errang dabei eine Berühmtheit, die bis heute nachwirkt und vermutlich wirklich alle kennen – auch diejenigen, die den Film nicht gesehen haben, eben weil er so oft nachgeahmt oder parodiert wurde. Gleichzeitig war der Twist aber für Shyamalan eher Fluch denn Segen, denn auch heute, 25 Jahre nach Erscheinen des Films, erwarten einige immer noch von seinen Filmen einen ähnlichen Twist mit Knalleffekt, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht – Erwartungen, die er aufgrund des legendären "The Sixth Sense"-Twist-Status nur schwerlich erfüllen kann.

Aber es ist ohnehin gemein, "The Sixth Sense" allein darauf zu beschränken, weil die Geschichte um den Jungen Cole (Haley Joel Osment), der von seiner Mutter (Toni Collette) zu Psychiater Malcolm (Bruce Willis) geschleppt wird, weil ihr Sohn von großen Ängsten heimgesucht wird, ebenso ruhig wie fesselnd erzählt wird. Shyamalan orientiert sich dabei in seinem Inszenierungsstil deutlich an Alfred Hitchcock, setzt auf Atmosphäre und Schocks, aber auf praktisch kein Blut. Er enthüllt die Vorgänge nur sehr langsam, aber sobald die Katze aus dem Sack ist – Cole kann nämlich tote Menschen sehen –, geht der Film noch weiter, weil Coles Bestimmung noch ausgearbeitet werden muss. Tatsächlich funktioniert "The Sixth Sense" dabei eher als leises Drama denn als Thriller, als der er immer wieder ausgegeben wird – ein Drama um die seit einem Unfall scheinbar kaputte Ehe des Psychiaters und ein Drama um Cole, der als völlig introvertiertes Kind zu sich selbst finden muss, während seine Mutter an seiner Verschlossenheit verzweifelt.

Haley Joel Osment spielt dabei um sein Leben und wurde dafür mit dem Oscar nominiert (es gab insgesamt sechs Nominierungen, u.a. für den Besten Film und die Beste Regie, aber der Film blieb ohne Auszeichnung. Dagegen nimmt sich Bruce Willis, den Shyamalan hier gegen den Strich besetzt (nicht sein letzter Glücksgriff beim Anti-Type-Casting, siehe Mel Gibson in "Signs"), angenehm zurück und macht eine deutlich bessere Figur als 1993 in "Color of Night", in dem er ein paar Jahre zuvor als Leisetreter-Psychiater für unfreiwillige Heiterkeit sorgte. Bis in die Nebenrollen hinein herrschen allerdings generell hervorragende Leistungen vor, was auch für die erlesene Kameraarbeit von Tak Fujimoto gilt, die die Herbsttöne in beeindruckende Bilder umzusetzen versteht.

Der Film löste einen Boom an Geister-Filmen aus, die nicht mehr allein auf Spektakel ausgerichtet, sondern ernsthafter und erwachsener erzählt werden sollten, wozu etwa "The Others" und "Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt" zählen. Nur wenige aber sollten die Qualität des Vorbilds erreichen.



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