Crna macka, beli macor (1998)
Waren fellineske Töne bei Emir Kusturica zunächst noch mild und zurückhaltend ins eigene Schaffen integriert, so machte sie der jugoslawische Regisseur ab "Dom za vesanje" (1988) immer stärker zum Bestandteil seines Œuvres. Nach seinem Hollywood-Ausflug "Arizona Dream" (1993) legte er mit "Underground" (1999) seinen nicht unumstrittenen Karrierehöhepunkt hin, in dem die fellinesken Elemente erstaunlich effektiv ein so tragische wie gewaltreiche Geschichte begleiten. Mit dem am 1. Juni 1998 uraufgeführten "Crna macka, beli macor" trugen sie dann abermals recht erfolgreich eine vergleichsweise kleine, harmlose Liebes- und Gangsterkomödie im Milieu der Roma. Letztmalig sollte Kusturica solcherart Kritik und Publikum gleichermaßen überzeugen können: in den folgenden Filmen geriet ihm das Fellineske zunehmend zum Selbstzweck, geriet es ihm immer absurder und alberner, immer lauter und lärmender, derweil die politischeren Handlungen eines "Zivot je cudo" (2004) an Ernsthaftigkeit oder die privateren Handlungen eines "Zavet" (2007) an Einfühlsamkeit einbüßten. Mit seinem vorerst letzten Spielfilm "On the Milky Road" (2016) nach längerer Pause konnte Kusturica dann kaum noch jemanden überzeugen.
Ganz anders bei "Crna macka, beli macor": Die Geschichte eines kleinen Gauners, der seinen Sohn an die Schwester eines Gangsters verheiraten soll, derweil dieser ganz andere Beziehungspläne verfolgt, lebt von unbändiger Energie, die immer Platz für die sanfteren, intimeren Momente lässt, dann aber wieder so richtig auf den Putz haut – und nahezu durchgängig einprägsame Gesichter, exzentrische Kostüme und hinreißende Landschaftsaufnahmen vorführt.
Mehr? Review von Tito...
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