Morozko (1964)
Es sind schon etliche Generationen mit diesem Bild aufgewachsen: eine alte Frau blickt aus dem aufgeklappten Fensterchen einer kleinen, bunten Holzhütte und verkündet, was man im Anschluss zu sehen bekommen wird. Die russischen Märchenfilme beginnen häufig so - und Aleksandr Rou ist für viele der Großmeister des russischen Märchenfilms. Anders als sein Kollege Aleksandr Ptushko - der seine phantastischen Filme verstärkt an Epen, Sagen und Werken russischer Nationaldichter anlehnte - konzentrierte sich Rou häufig auf durch und durch für Kinder geeignete Märchenstoffe, deren Versatzteile er mitunter neu kombinierte; wirkten seine frühen Filme mitunter noch etwas garstig - so etwa der Kampf mit dem Drachen in "Vasilisa prekrasnaya" (1940) oder die Enthauptungen des unsterblichen Kaschtai in "Kashchey bessmertnyy" (1944) -, so setzte sich mehr und mehr ein fröhlicher, humorvoller Ton durch, auch wenn der unsterbliche Kaschtai oder Baba Yaga weiterhin durch Rous Filme geisterten, welche ab den 60er Jahren - von "Marya-Iskusnitsa" (1960) bis "Zolotye roga" (1972) - auch im Westen vermehrt an Popularität gewannen.
"Morozko" - hierzulande erst um ein Jahr verspätet am 17. Dezember 1965 in die Kinos gekommen - ist einer von Rous beliebtesten Filme geworden, der hierzulande neben dem tschechoslowakischen "Tri orísky pro Popelku" (1973) Václav Vorlíceks (seinerseits einer der größten Kinder- & Märchenfilmexperten in der Tschechoslowakei) zu den regelmäßig in der Weihnachtszeit ausgestrahlten Klassikern zählt. Viele Tieraufnahmen, das Auftauchen mehrerer phantastischer Gestalten aus der russischen Folklore, farblich wunderschön abgestimmte Bilder und betörend schöne Winterlandschaften sorgen auch heute noch für beachtliche Schauwerte. Kenner der russischen Zeitgeschichte können darüber hinaus sogar - wie z.B. Oksana Bulgakova betont - satirische Spitzen in diesem Film (und anderen Rous) entdecken.
Da im TV und auf DVD nur die leicht gekürzte DDR-Version der DEFA im Umlauf ist, lohnt sich für Märchenfilm-Fans eine Anschaffung der RUSCIO-DVD, die ein unverschandeltes Original zu bieten hat: Fassungseintrag von Freddy J. Meyers
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