Münchhausen (1943)
Josef von Báky begann seine Karriere im Filmgeschäft noch in Budapest und beendete sie mit einem der besseren Edgar Wallace-Filme. Dazwischen drehte er zwei Trümmerfilm-Klassiker und Literaturverfilmungen wie "Via Mala" (1948), "Das doppelte Lottchen" (1950) oder "Dunja" (1955). Aber am bekanntesten, womöglich am berüchtigtsten ist sicherlich sein Großprojekt "Münchhausen".
Zum 25. Jubiläum der Ufa initiierte Goebbels das Projekt, welches für die Größe des deutschen Films einstehen, einen opulenten Fantasy-Streifen wie "The Thief of Bagdad" (1940) toppen sollte und mit immensen Kosten bewerkstelligt worden war. Die Dreharbeiten zogen sich durch drei Quartale und die Venedig-Episode dieses vignettenhaften Werkes (in Agfacolor und mit Hans Albers in der Hauptrolle) wurde am Originalschauplatz gedreht - und allein für diese Sequenz wurden 800 Kostüme angefertigt. Anderes musste im Studio entstehen - angefertigt von einer namhaften Crew, darunter auch der unter Pseudonym agierende Erich Kästner, der eigentlich mit Berufsverbot belegt worden war und dessen Name in Verbindung mit dem Münchhausen-Film in der Presse nicht genannt werden durfte. Kästner war nicht der einzige Mitwirkende, der mit den Nationalsozialisten nichts gemeinsam haben wollte. Daher hat man den Film vielfach auch als unpolitischen, gar subversiven Ufa-Film (über das Lügen und die Täuschung) gedeutet und in Verbindung mit seiner immensen Opulenz sowie einigen inszenatorischen Bravourstücken als Meisterwerk des deutschen Films gefeiert. Seit den 70er Jahren, seit Karsten Wittes Essay "Das Braun von Agfacolor" (1978), finden sich aber immer wieder auch kritische Stimmen, die ideologisch gefärbte Stereotype, antisemitische Motive und Eroberungsfantasien neben dem bloßen Eskapismus erblicken. "Münchhausen" erhitzt von den scheinbar harmlosen NS-Unterhaltungsfilmen die Gemüter vielleicht wie kein zweiter Film. Geblieben ist von dem Werk allerdings nicht die im März aufgeführte Uraufführungsfassung, sondern eine im Juni 1943 neu gepüfte, um knapp 15 Minuten erleichterte Version, die im Laufe der Zeit nochmals geschnitten worden war. Knut Hickethier macht in seinem Aufsatz in der Reclam-Veröffentlichung "Filmklassiker" zudem darauf aufmerksam, dass wegen des Agfacolor-Materials Szenen mehrfach gefilmt und verschiedene Masterbänder zum Einsatz gelangt wären, sodass es eine Ur-Fassung ohnehin nie gegeben habe.
Insofern muss die gekürzte Version, die 2013 in der Reihe Transit Classics der Murnau Stiftung erschienen ist, nach wie vor als die erwerbenswerteste Fassung gelten: Fassungseintrag von trikerider
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