Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Mel Brooks und der Genrefilm

Stichwörter: 1970er Brooks Feldman Horror Jubiläum Kahn Klassiker Komödie Leachman Little Parodie Spielfilm USA Western Wilder

Blazing Saddles (1974) & Young Frankenstein (1974)

Mel Brooks wird – so Gott will – im Juni dieses Jahres 98. Seine letzte Regiearbeit, "Dracula: Dead and Loving It" (1995) – wie die zwei vorangegangenen eine seiner schwächsten – liegt beinahe 30 Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt lag sein Regiedebüt gerade einmal 28 Jahre zurück: eine vergleichsweise kurze Schaffensphase als Filmregisseur also... eine Schaffensphase, die zudem schon früh, ab "History of the World: Part I" (1981) erste Verschleißerscheinungen zeigte, auch wenn "Spaceballs" (1987) nicht zuletzt dank der immensen Popularität der parodierten Vorlage über eine große Fanbase verfügt. Die qualitativ überzeugendere Schaffensphase lag indes in den 70er-Jahren, wo spätestens mit dem am 7. Februar 1974 uraufgeführten "Blazing Saddles" der Hang zur Parodie vollends durchbricht, der in "The Producers" (1967) nur ganz am Rande in äußerst milder Form aufscheint und in "The Twelve Chairs" (1970) beinahe zufällig Hollywoods Historienfilme nach russischen Romanklassikern von "War and Peace" (1956) über "The Brothers Karamazov" (1958) bis "Doctor Zhivago" (1965) als Kontext aufweisen kann. "Blazing Saddles" allerdings nahm sich dann ein klar umrissenes Genre vor, das US-amerikanische Filmgenre par excellence noch zudem. Gene Wilder gibt hier den Revolverhelden, aber gewichtiger ist im Grunde sein Kollege Cleavon Little, der als Schwarzer und als Sheriff zugleich agiert. Auf der Basis des Ur-Genres der USA kratzt Brooks mit der Thematisierung des Rassismus empfindlich am US-amerikanischen Selbstverständnis – knapp 2 Dekaden nach Beginn der Civil Rights Movement, deren Ende in der Regel auf 1968 datiert wird, das Jahr, in dem Martin Luther King einem Attentat zum Opfer fiel. Brooks, Sohn einer jüdischen Familie russischer wie deutscher Herkunft, dürfte früh ein Gespür für die Ausgrenzungs- und Abwertungsmechanismen der Gesellschaft besessen haben: in seinem permanenten Abarbeiten an Hitler und den Nazis sowie seinem Engagement als Produzent bei gänzlich ernsthaften Filmen, schlug sich das ebenfalls nieder.
Eine Geschichte von Abwertung und Ausgrenzung griff Brooks dann mit "Young Frankenstein" ganz direkt auf. Der am 15. Dezember 1974 uraufgeführte Streifen ist aber freilich nicht in erster Linie eine Verfilmugn von Mary W. Shelleys Romanklassiker, sondern eine liebevolle Parodie auf die freien Verfilmungen der Universal Studios in den 30er- und 40er-Jahren und den klassischen Horrorfilm generell. Auch hier ist Gene Wilder zum dritten Mal mit dabei: Als skeptischer Nachfahre seines berüchtigten Ahnen schlittert er zwischen Marty Feldman als Faktotum Eye-gor ("Walk This Way!") und Cloris Leachman als geradezu penetrant fürsorglicher Frau Bluecher (sowie natürlich mit der bezaubernden Madeline Kahn an seiner Seite) ganz in jene Fußstapfen, die der Ahne hinterlassen hatte. Endete "Blazzing Saddles" noch mit dem Filmemachen im Film selbst, so wird in "Young Frankenstein" gegen Ende zumindest eine "King Kong"-artige Bühnenvermarktung des Spektakels dargeboten. Auch hierin zeigt sich Brooks Interesse an der Parodie, die gerade in "Silent Movie" (1976) und auch noch in "High Anxiety" (1977) vermehrt selbstreflexive bis metafilmische Züge  aufweist.


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme