Wege des Schreckens (1921)
Bevor er 1926 nach Hollywood ging, wo er in der Ära des noch jungen Tonfilms Genreperlen wie "The Mad Genius" (1931), "Doctor X" (1932), "20,000 Years in Sing Sing" (1932), "Mystery of the Wax Museum" (1933), "Black Fury" (1935), "The Walking Dead" (1936), "Captain Blood" (1937) und später, auf der Höhe seiner Kunst, Klassiker wie "Casablanca" (1942), "Yankee Doodle Dandy" (1942), "Mildred Pierce" (1945) oder "Life with Father" (1947) drehte, um selbst in seinem Spätwerk noch große Highlights wie "White Christmas" (1954), "We're No Angels" (1955), "King Creole" (1958) oder "The Comancheros" (1961) abzuliefern, galt er als einer der großen europäischen Filmregisseure, der erst (auf ungarisch) in Österreich-Ungarn, dann – ab 1918 – in Österreich drehte. Damals kannte man ihn nocht nicht als Michael Curtiz, sondern als Mihály Kertész bzw. Kertész Mihály...
Nur wenige seiner ungarischen Filme sind noch erhalten, viele der Titel – etwa die Hanns-Heinz-Ewers-Verfilmung "Alraune" (1918) oder die (unvollendete) Ferenc-Molnár-Verfilmung "Liliom" – sind nicht mehr aufgreifbar, lediglich einige Fragmente und komplette Kurzfilme und rare Ausnahmen wie "Az Utolsó hajnal" (1917) sind noch zugänglich. Die frühen noch erhaltenen abendfüllenden Spielfilme Kertész' tummeln sich vornehmlich in seiner österreichischen Phase. Zu den früheren von ihnen zählt der am 11. November 1921 uraufgeführte "Wege des Schreckens", dem bereits eine immerhin zehnjährige Regiekarriere Kertész' voranging.
"Wege des Schreckens", bekannt auch als "Labyrinth des Grauens", wurde wegen seiner Titel häufig als früher Horrorfilm gewertet, ist aber ein (etwas sentimentales) Melodram mit einigen sensationalistischen Spektakel-Szenen: Im Mittelpunkt stehen die Geschwister Maud und George Hartley, deren Lebenswege zwischen Rechschaffenheit und Verwerflichkeit zu den deutschen Titeln geführt haben; aber auch Edward Stephenson, den Sohn eines Großindustriellen, steht im Mittelpunkt, denn er geht eine Beziehung mit Maud Hartley ein, die als Dienstmädchen für den reichen Industriellen Thomas Racton, dessen Tochter als seine Verlobte für ihn vorgesehen war, von der er sich jedoch trennte. Maud wird alsbals von den Ractons entlassen, kommt aber bei den Stephensons unter – gerät dort jedoch in den Verdacht des Diebstahls, der allerdings auf das Konto von George Hartley geht, welcher bereits auch einen Totschlag verschuldet hat...So trennen sich die Wege von Maud und Edward, bis sich George reuig zeigt – da ist es aber fast zu spät, denn in den wirren eines infernalischen Zugunglücks verlieren sich Mauds Wege, die erst nach Monaten von Edward aufgespürt wird: zwar in einem luxuriösen Hotel, aber leider bloß als eine Art Edel-Escort-Girl für die Gentlemen der Upper Class; in diese Rolle war sie – wie eine Rückblende mit fulminanter Flucht-Szene zeigt – eher zufällig als Mary-Pickford-Lookalike hineingerauscht... Aber es kommt doch zu einem Happy End, wenn auch nicht für George, der nach abenteuerlicher Verfolgungsjagd in teils schwindelerregenden Höhen sein (reichlich explosives) Ende findet. Die Handlung ist etwas banal und veräußerlicht, vielfach kaum sonderlich glaubwürdig, aber durchgespielt mit einer Reiher aufsehenerregender Sensationen, voller klassischer Kintopp-Momente. Die Nähe zu Kertész' bombastischen (zweiteiligen) Monumentalfilmen wie dem verschollenen "Die Sterne von Damaskus" (1920) oder "Sodom und Gomorrha" (1922) ist hier inmitten der großen Oberflächenreize durchaus zu erkennen.
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