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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Mihály Kertész’ fragmentarisch erhaltenes Epos

Stichwörter: 1920er Curtiz Drama Historienfilm Jubiläum Kertész Klassiker Liebesfilm Österreich Spielfilm Stummfilm Ucicky Ulmer Zweiteiler

Sodom und Gomorrha, 1. Teil - Die Sünde / 2. Teil - Die Strafe (1922)

Irgendwo zwischen D. W. Griffith' "Intolerance: Love's Struggle Throughout the Ages" (1916) und Cecil B. DeMilles "The Ten Commandments" (1923) liegt dieser ausufernde, am 13. Oktober 1922 erstmals gezeigte Zweiteiler, den Mihály Kertész in seiner österreichischen Übergangsphase zwischen dem ungarischen Früh- und dem US-amerikanischen Haupt- und Spätwerk drehte: Wie in diesen Filmen auch wiederholt sich in "Sodom und Gomorrha" die Geschichte, dienen vergangene Zeiten als Vorbilder, wenn nicht gar als Warnungen für spätere Zeiten. Eine reichlich moralisierende Geschichte über Geld, Manipulation, Heuchelei, Liebe, Versuchung und Verrat steht im Zentrum des in der Gegenwart angesiedelten Films: Eine junge Frau wird von der nicht ganz uneigennützig handelnden Mutter dazu gebracht, den ärmeren, jüngeren Künstler zugunsten des älteren reichen Herren aufzugeben – eine Entscheidung, die katastrophale Folgen nach sich ziehen und einen Geistlichen auf den Plan rufen wird, der an Sodom und Gomorrha erinnert. Hier beginnt dann der spektakulärere zweite Handlungsstrang des Films, der sich um Lot und Sodoms Untergang dreht. Hier zeigt sich dann eine – wenn auch eher oberflächliche – Größe des Films, der durchaus zu den filmischen Marksteinen in Sachen Monumentalität zählt: Tausende, mindestens 3.000 Mitarbeiter(innen) – Kompars(inn)en mitgezählt – wirkten mit an diesem Werk, dessen Budget um ein Vielfaches überschritten wurde. Zu den Szenenbildnern gehörte unter anderem Edgar G. Ulmer, der später wie Kertész (als Curtiz) in den USA als Regisseur Karriere machen sollte; eingefangen wurden die Kulissen dann von Gustac Ucicky, der mit der Ära des Nationalsozialismus vor allem als Propagandafilmer in die Filmgeschichte einging. All das macht aus "Sodom und Gomorrha" keinen rundum guten Film, aber doch ein sehenswertes Kuriosum, das seinerzeit Maßstäbe setzte.
Eine 95minütige restaurierte Fassung des einst etwa dreistündigen, nicht in voller Länge erhaltenen Films liegt in der Reihe Der Österreichische Film: Edition Der Standard auf DVD vor: Fassungseintrag von dvdeus


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