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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Schottische Volkshelden auf großer Leinwand

Stichwörter: 1990er Abenteuer Biographie Caton-Jones Drama Gibson Großbritannien Historienfilm Horner Hurt Jubiläum Klassiker Krieg Lange Marceau Neeson Roth Spielfilm Toll USA Wallace

Braveheart (1995) & Rob Roy (1995)

Im August 1994 war es im Nordirlandkonflikt auf Seite der IRA zu einer Waffenstillstandserklärung gekommen, der langwierige Konflikt näherte sich seinem Ende, welches mit dem Karfreitagsabkommen im April 1998 kommen sollte. Britische Filme wie "The Crying Game" (1992) oder "In the Name of the Father" (1993) rekurrierten in einer durchaus heißen Phase des Konflikts mit großem Erfolg auf ebendiesen. Zwischen Juni und Oktober 1994 entstand unter Mitwirkung großer Stars in Hollywood ein Historienfilm, der an eine ganz andere Unabhängigkeitsdebatte aus Großbritannien anknüpfte. Die Unabhängigkeit Schottlands wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts verstärkt gefordert: 1979 brachte ein Referendum bereits eine knappe Mehrheit für ein eigenes schottisches Parlament mit sich, das nach einem zweiten Referendum im Jahr 1997 zustande kam. In der Geschichte der Unabhängigkeitsforderungen im Zusammenhang mit Schottland, die seit dem Brexit wieder erheblich an Relevanz gewinnen, nimmt das 1997er Referendum mit der erzielten Teilautonomie eine wichtige Rolle ein. "Braveheart", der noch unter dem Eindruck des Nordirlandkonflikts vor dem Waffenstillstand begonnen und am 18. Mai 1995 im Vorfeld eines zweiten Dezentralisierungsreferendums und einer Entstehung des schottischen Parlaments uraufgeführt worden war, greift mit dramaturgischen Freiheiten die Geschichte des schottischen Volkshelden und Freiheitskämpfers William Wallace (1270-1305) auf. Nach einem Buch von Randall Wallace ("The Man in the Iron Mask" (1998), "Pearl Harbour" (2001)), der hiermit seiner knapp zehnjährigen Autorenkarriere erheblichen Aufschwung verleihen konnte und zudem eine eigene Regiekarriere starten konnte, inszenierte Hauptdarsteller Mel Gibson die Geschichte Wallaces, der gegen Eduard I. und dessen Versuche, das Königreich Schottland zu unterwerfen, eintrat und schließlich nach erfolgreichen Schlachten einen martialischen Märtyrertod starb und der Legende nach noch unter grausiger Folter lautstark zu seinen Überzeugungen stand. Mit vielen bekannten DarstellerInnen – darunter unter anderem Sophie Marceau –,  John Tolls Kamera und James Horners Filmmusik avancierte der Film zu den erfolgreichsten populärkulturellen Filmhits seines Jahres, der sich über die Jahre hinweg fest im kollektiven Gedächtnis verankerte und zahlreiche Preise einheimste, darunter fünf Oscars. Dennoch stand der Film schon zum Kinostart unter Kitschverdacht, zumal er sich die zugrundeliegende Geschichte publikumswirksam zurechtbog und keinesfalls mit Pathos geizte.

Ungefähr zeitgleich entstand unter der Regie des schottischstämmigen Regisseurs Michael Caton-Jones zwischen Ende Juni 1994 und Ende Oktober 1994 ein weiteres Biopic über einen schottischen Volkshelden gänzlich anderer Art, das bereits am 5. April 1995 uraufgeführt worden war (und ab dem 25. Mai 1995 hierzulande zu sehen war): "Rob Roy" handelt vom Volkshelden Robert Roy MacGregor (1671-1734) und erzählt anders als "Braveheart" eine im Vergleich kleiner erscheinende Robin-Hood-Geschichte, die schon 100 Jahre zuvor als "Rob Roy" (1895) erstmals auf die Leinwand gebracht worden war. Mit 140 Minuten Laufzeit wesentlich kürzer als der Dreistünder "Braveheart" rückt auch "Rob Roy" (vielleicht sogar noch eine Spur stärker) eine Liebesgeschichte ins Zentrum, die reichlich konventionell, aber auch sehenswert dank pittoresker Originalschauplätze in Szene gesetzt worden ist. Die Kostüme stammen auch hier wie schon in "Braveheart" aus der Islay Woollen Mill und zweifelsohne gehört "Rob Roy" neben "Braveheart" zu den größten Filmen der Dekade über den Mythos Schottland, auch wegen der prominenten Besetzung mit Liam Neeson, Jessica Lange, John Hurt, Tim Roth u. v. a.: Auch ohne auf Unabhängigkeitsdebatten Bezug zu nehmen, festigt auch "Rob Roy" mit seinem aufrechten Titelhelden zwischen Red Coats einerseits und der Auswanderungswelle im frühen 18. Jahrhudnert andererseits ein klischiertes Bild standhafter schottischer Identität, das sicherlich auch seinen kleinen Anteil an den Meinungen späterer (Teil-)Autonomie-Debatten gehabt haben dürfte.

Mehr zu beiden Filmen ist in den lesenswerten Reviews zu "Braveheart" und "Rob Roy" von McClane zu erfahren...


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