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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: TV-Kult-Horrorfilm aus Jugoslawien

Stichwörter: 1970er Drama Glisic Horror Jubiläum Jugoslawien Kadijevic Klassiker Literaturverfilmung Phantastik Spielfilm TV-Film

Leptirica (1973)

Wer Bekannte, selbst jüngere, in den 90er Jahren geborene Bekannte aus dem ehemaligen Jugoslawien nach dem TV-Film "Leptirica" gefragt hat, dürfte zweierlei Reaktionen erhalten haben: zum einen die – und sei es bloß vage – Kenntnis dieses am 15. April 1973 erstmals ausgestrahlten Fernsehfilms nach einer Erzählung von Milovan Glisic, der sogleich mit reichlich Nostalgie als "unser erster Horrorfilm" identifiziert wurde, zum anderen eine immense Verwunderung darüber, dass er auch außerhalb Jugoslawiens, nach so vielen Jahren, Interesse weckt. Die Verwunderung mag 5 Jahre nach Ostalgica-Veröffentlichung (Fassungseintrag von XenoHead04) vielleicht ein wenig abgeflaut sein, die Erinnerung an dieses TV-Ereignis vermutlich nicht. Ein hiesiges, gerade jüngeres Publikum benötigt sicherlich eine Portion Einfühlungsvermögen, um die Qualität dieses Films zu genießen, der mit seinem Look sicherlich vielen altbacken und bieder erscheinen dürfte, was durch die nicht sehr dynamische Erzählweise kaum verbessert wird. Aber wer die europäische Phantastik des 70er-Jahre-Kinos schätzt und offen für TV-Ästhetiken und/oder südosteuropäische Produktionsländer ist, kann den Stellenwert dieses Films für diejenigen, die seinerzeit oder später damit groß geworden sind, wohl nachvollziehen: dieser rustikale, rurale Anstrich, durchsetzt mit allerlei Folklore und dem Mythos von Sava Savanović, entfaltet eine dichte, vereinnahmende Atmosphäre, in der einen der Einbruch des Horrors mit einer aufreibenden Tonspur hochschrecken lässt, vermag durchaus zu reizen. Dass man hierzulande die Gesichter oder den Namen des Regisseurs kaum auf den Schirm hat, mag den Eindruck des Authentischen dabei noch verstärken. Wer sich dann doch daran macht, Djordje Kadijevic einmal nachzuspüren, wird zumindest als horror buff noch über dessen Gogol-Verfilmung "Sveto mesto" (1990) nach "Viy" (1835) stolpern. Den urwüchsigen, wilden Eindruck von "Leptirica" konnte (und/oder wollte) Kadijevic damit allerdings nicht wiederholen.
Worum es geht und weshalb "Leptirica" sehenswert ist, verrät das Review von Ännchen von Tharau... Und eine lesenswerte Hilfestellung liefern die Hinweise zur Legende und zum verfilmten Mythos von Tito, die ein paar Missverständnisse korrigieren...


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