Zolotye roga (1973)
Spätestens seit 1938 verzauberte Aleksandr Rou mit seinen Regiearbeiten das Kinopublikum des Ostblocks; hierzulande hat er sich zeitnah vor allem dem Publikum in der DDR eingeprägt, deutschlandweit feierte er dann mit wiederholten TV-Aufführungen seiner synchronisierten Klassiker seit Anfang/Mitte der 90er Jahre nochmals große Erfolge. Da lagen sein letzter Film und sein Tod bereits zwei Jahrzehnte zurück: Rou, dessen Todestag sich am 28. Dezember zum 49. Mal ereignete, konnte das Jahr 1973 an Neujahr mit der Uraufführung von "Zolotye roga" beginnen; in die Kinos der DDR kam der Film erst am 21. Dezember desselben Jahres – exakt eine Woche vor dem Tod des Filmemachers. Seine letzte Arbeit basiert auf vom Schriftsteller Mikhail Nozhkin vermengten Märchenmotiven, lässt zwei Schwestern auf der Suche nach einem ganz besonderen Pilz auf Anraten der Waldgeister immer tiefer in die Wälder vordringen – wo die Hexe Baba Yaga diesen Frevel mit der Verwandlung der Mädchen in Rehe straft – und die verwitwete Mutter ausziehen, die Töchter mit der Hilfe des Goldenen Hirsches zurückzubekommen. Die grimmen Töne vieler Märchen, die sich durch Rous Frühwerk ebenso zogen wie hierzulande durch viele der grimmschen Märchen, sind hier kaum präsent: Düsternis gibt es zwar, sie geht aber (in harmloser Form) von klar erkennbaren Feindbildern aus; keine böse Mutter oder Stiefmutter schickt hier die Kinder ins Verderben, keinen kannibalischen Akt hat die böse Hexe hier im Sinn, die hier auch ein weniger grausiges Ende nimmt. Zeitraffer, dynamische Kamera, schräge Perspektiven, bunte Farben, fantasievolle Kostüme und Masken, putzige Tierchen und sonderbare Charaktere (von denen wieder einmal einer von Georgi Millyar verkörpert wird) sorgen für vergüngliche, familienfreundliche Kurzweil, die vor allem den wundersamen und humorvollen Elementen viel Raum gibt. Mit diesem Tonfall udn aufgrund der Zeitpunkte seiner Kinopremieren entwickelte sich auch aus diesem letzten Rou wieder ein Klassiker der Weihnachtszeit, der vor allem vom Beginn der Vorweihnachtszeit bis hin zu Heilige Drei Könige immer wieder im Fernsehprogramm zu finden war.
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