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von ratz

Vor 50 Jahren: Costa-Gavras’ erster Politthriller trifft ins Schwarze

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Z (1969)

Manchmal trägt der Zeitpunkt, an dem ein Film erscheint, entscheidend zu seinem Erfolg oder Mißerfolg bei – jedem fällt wohl eine Handvoll Klassiker ein, die zunächst auf wenig Gegenliebe bei Publikum und Kritik trafen und erst viel später die verdiente Anerkennung bekamen. Der Politthriller „Z“ von Costa-Gavras, der am 26. Februar 1969 in Frankreich und drei Monate später bei den Filmfestspielen in Cannes international vorgestellt wurde, war der richtige Film zur richtigen Zeit. Die Friedensbewegung war weltweit angelaufen und protestierte gegen den Vietnamkrieg und die Ereignisse des Prager Frühlings. In Griechenland dagegen hatte 1967 der sogenannte Obristenputsch zu einer rechtsextremen Militärdiktatur geführt, die bis 1974 andauern und währenddessen viele Opfer fordern sollte.

In seinem erst dritten Langfilm und mit äußerst knappem Budget zeichnet der griechisch-französische Regisseur Costa-Gavras, basierend auf der Buchvorlage von Vassilis Vassilikos, die kaum fiktionalisierten, realen Ereignisse der Ermordung eines pazifistisch-demokratischen Politikers (Yves Montand) in Griechenland nach. Die anschließende Untersuchung des Falls durch einen jungen, idealistischen Untersuchungsrichter (Jean-Louis Trintignant) fördert geradezu erschreckende Verstrickungen des Polizeiapparates und der Politik in den Mord zutage, die bis in die höchsten Ebenen reichen. Das straffe Erzähltempo und eine komplexe Rückblendenstruktur erzeugen dabei einen narrativen Sog, der die Ermittlungen zu einem überaus spannenden Thriller mit immer wieder satirischen Momenten werden läßt. Der Nouvelle-Vague-Kameramann Raoul Coutard (im Film kurz zu sehen als britischer Chirurg) liefert nervöse Handkamerabilder, die den Realismus der Straßen in Algier atmen, wo der Film gedreht wurde, und fängt insbesondere die zahlreichen Ensemble- und Massenszenen mit dokumentarisch wirkender Präzision ein. Der treibende Soundtrack stammt vom Komponisten Mikis Theodorakis, der als unter Hausarrest stehender Künstler selbst Opfer der griechischen Militärdiktatur war. Costa-Gavras versteht es indessen, sich nicht plakativ politisch zu positionieren oder seinen Film ideologisch zu instrumentalisieren (was im Klima des Kalten Krieges sicher nicht leicht war), sondern er appelliert mit „Z“ an das demokratische Grundverständnis des Publikums.

„Z“ traf mit seiner Empörung über die Zustände in Griechenland (und anderswo) den Nerv der Zeit und wurde international mit Preisen überhäuft. Bis heute hat der Politthriller nichts von seiner Gültigkeit verloren – rechtspopulistische und korrupte Kräfte haben derzeit starken Auftrieb bzw. stellen auch in Europa bereits Regierungen – und vermag mit seiner fiebrigen Energie den Zuschauer zu überraschen und mitzureißen. Während jedoch in Frankreich umfassende DVD- und Blu-ray-Boxen mit dem restaurierten Filmschaffen Costa-Gavras‘ erschienen sind, muß man sich in Deutschland noch bis zum 15. März gedulden. Dann bringt das Label Filmjuwelen „Z“ erstmalig als DVD heraus und schließt damit eine klaffende Klassiker-Lücke. Die lesenswerte Kritik von buxtebrawler sollte jeden noch zögernden Käufer umgehend überzeugen.


Kommentare und Diskussionen

  1. buxtebrawler sagt:

    Danke für den Verweis auf meine Kritik! Könntest du die noch verlinken?

    1. ratz sagt:

      Sorry, vergessen… Ist nun erledigt!

      1. buxtebrawler sagt:

        Besten Dank!

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