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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Michael Powells bis dato erfolgreichster Propagandafilm

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49th Parallel (1941)

Als Großbritannien im September 1939 Deutschland den Krieg erklärt, bleibt das für die nationale Filmproduktion freilich nicht ohne Folgen. Unter den großen britischen Regisseuren jener Jahre ist es vor allem Michael Powell, der nun bei einer ganzen Reihe von Propagandafilmen die Regie übernimmt: Hatte er Anfang des Jahres 1939 bereits "The Spy in Black" (1939) - einen Kriegfilms (über den Ersten Weltkrieg) mit deutscher und von Conrad Veidt gespielter Hauptfigur - inszeniert, wobei er erstmals mit seinem späteren Co-Regisseur Emeric Pressburger arbeiten sollte, so verlegte er sich nun auf aktuellere Abbildungen der Deutschen. "The Lion Has Wings" (1939) entsteht sofort - und in aller Eile - nach der Kriegserklärung und ist ein Statement, sich dem Nationalsozialismus in den Weg zu stellen, bei dem Powell einen von insgesamt vier Co-Regisseuren abgibt. 1940 drehte Powell dann mit dem Team von "The Spy in Black" den Spionagefilm "Contraband", der ein großer Erfolg wurde. Übertroffen wurde dieser Erfolg dann aber noch von "49th Parallel", der am 8. Oktober 1941 seine Premiere in London erlebte - und keinesfalls unumstritten war.

"49th Parallel" verzichtet nämlich darauf, seine Nazis als überzeichnete Stereotype abzubilden: Drehbuchautor Pressburger hat schon wie bei "The Spy in Black" ein Bild des Deutschen gezeichnet, welches dem Ideal der Propaganda nicht vollständig entsprach. Seine Nazis, deren U-Boot an der Küste im Nordwesten Kanadas zerstört wird, woraufhin sie sich durch das feindliche Land bis zur us-amerikanischen Grenze durchzuschlagen versuchen, tragen individuelle Züge: Und auch wenn sie auf ihrer Flucht in die neutralen USA durchaus gewaltbereit & mordend vorgehen, sind sie nicht durchweg gewissenlose Unmenschen. Teilweise schließt man sogar Freundschaft mit Kanadiern und verlagert die Feindschaft in die eigenen Reihen. Das war 1941 nicht allen genehm; und nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal stieß das Bild, das Powell & Pressburger - die sich ab dem folgenden "One of Our Aircraft Is Missing" (1942) bis Mitte/Ende der 50er Jahre Buch und Regie teilen sollten - von den Deutschen zeichneten, in Großbritannien (und den USA) auf gehörigen Widerstand. Powell selbst betonte dennoch stets die propagandistische Ausrichtung des Films, der die USA zum Aufgeben ihrer neutralen Zurückhaltung bewegen sollte. Zwei Monate später kam es dann auch zur Kriegserklärung - allerdings aufgrund der Angriffe auf Pearl Harbor. Die Bedenken, mit denen "49th Parallel" konfrontiert war, verhinderten aber nicht den ungemein großen Erfolg des Films: Die hervorragende Besetzung mit Anton Walbrook, Laurence Olivier, Raymond Massey und Leslie Howard mag daran neben der dramaturgischen und inszenatorischen Qualität großen Anteil haben. Für den Schnitt war hier David Lean verantwortlich, der sich kurz darauf vom Schneiden zurückziehen und dem Inszenieren zuwenden sollte. Dieses Ziel - Regisseur zu werden - mag er sich hier schon gesetzt haben, denn Powell berichtete nach den Dreharbeiten, dass Lean als Cutter beim Dreh Powell und den Kameramann Freddie Young - der später einige der großen David Leans begleiten sollte - regelmäßig mit konstruktiven Vorschlägen versorgt habe. Der formal hochwertige, durchweg unterhaltsame, erstklassig besetzte und um Ausgewogenheit bemühte Propagandafilm liegt als #376 der Criterion Collection seit Längerem auf DVD vor: Fassungseintrag von d1rect0r


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