Klaus Kinski - Mein liebster Feind (1999)
Es gibt da am Ende von "Klaus Kinski - Mein liebster Feind" die anrührende Einstellung, die Herzog bewusst an den schluss gestellt hatte: Kinski ganz sanft, ganz fröhlich, umkreist von einem großen Schmetterling, der sich immer wieder auf dem für seine cholerischen Ausfälle bekannten Schauspieler niederlässt. Als "Klaus Kinski - Mein liebster Feind" am 17. Mai 1999 seine Uraufführung erlebte, da stand diese Szene einem Bild Kinskis gegenüber, der zur Wutausbrüchen, Hasstiraden und gar zu Gewaltausbrüchen neigte, deren Heftigkeit mitunter verhinderte, dass man sie ein wenig amüsiert als bizarre Anekdoten goutieren konnte. Heutzutage haben sich längst die Vorwürfe seiner Tochter Pola hinzugesellt, dass Kinski sie jahrelang seit früher Kindheit an sexuell missbraucht habe. Vor diesem Hintergrund wirkt das besänftigende Ende von "Klaus Kinski - Mein liebster Feind" eher verstörend; fast scheint es, Herzogs Porträtfilm sei nicht ganz glücklich gealtert; was der Karriere Herzogs freilich keinen Abbruch beschert, perlt doch die seit Jahrzehnten teils heftige Kritik an seiner Arbeit immer wieder an ihm, der längst zur Kultfigur und einer lebenden Legende avanciert ist, ab. Aber "Klaus Kinski - Mein liebster Feind" ist letztlich ja kein Film über Kinski allein, sondern eben ein Film über die Beziehung Herzogs zu Kinski. Und da ist der Film sehr erhellend: besonders dann, wenn erkennbar wird, wie sehr Herzog auch am Bild seiner selbst arbeitet, wie er nicht ohne berechtigten Stolz den eigenen Irrsinn seiner Projekte vorführt, aber dabei vor allem Kinskis Irrsinn reflektiert.
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