Dark City (1998)
Sein "Spirits of the Air, Gremlins of the Clouds" (1989) fiel bereits mit seinen surrealen Bildern auf, in denen sich dieser postapokalyptische Sci-Fi-Stoff entfaltete; sein "The Crow" (1994) machte Schlagzeilen durch den Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee, der bei den Dreharbeiten mit scharfer Munition angeschossen worden war. "The Crow" entpuppte sich dann auch als beliebter Genreklassiker, der teils positive Kritiken und Auszeichnungen erhalten konnte; aber Proyas war kein Regisseur, der Maßstäbe setzte. Das änderte sich mit dem am 25. Februar 1998 uraufgeführten Neo-Noir-Sci-Fi-Thriller "Dark City": Der Film gilt als der erste Film, dessen durchschnittliche Einstellungslänge auf unter 2 Sekunden sinkt. Alle 1,8 Sekunden kommt es im Durchschnitt zu einem Schnitt – womit "Dark City" ein Modephänomen vorwegnahm, dass sich in den 00er Jahren fest etablieren sollte, insbesondere im Actionfilm-Sektor.
Trotzdem gibt sich "Dark City" auch recht altmodisch, greift als Neo noir zurück auf den Film noir, der hier mit Sci-Fi-Elementen aufgepeppt wird, und somit auch auf den expressionistischen Stummfilm. Die für den Noir obligatorische Suche nach der Auflösung eines mysteriösen Vorfalls geht hier jedoch einher mit dem fehlerhaften oder lückenhaften Gedächtnis: ein Motiv, das in den 90er Jahren gerade auch im Plottwist-Sektor Erfolge feierte und die Brücke ins 21. Jahrhundert schlug. In "Dark City" erwacht die Hauptfigur John Murdoch ohne Erinnerungen als vermeintlicher Serienkiller, um auf der Flucht einer unheimlichen Verschwörung auf die Spur zu kommen: wie kurz darauf in "Matrix" (1999) ist auch hier nichts so, wie es zu sein scheint. "Dark City", der sich durch die Filmgeschichte zitiert und von einem (freilich sehr ernsten) Spiel mit Illusion handelt, lässt sich auch als stilsicherer Film über Film betrachten; einem "Matrix", dessen über hundert Jahre alten bullet time-Effekt damals für Furore sorgte, war er damit überlegen, zog aber auf lange Sicht den Kürzeren: Kam gerade ein vierter Teil der "Matrix"-Reihe in die Kinos, ist "Dark City" eher ein Geheimtipp geblieben, der zwar eine große Fanbase besitzt und (auch als Director's Cut) gut zu bekommen ist, aber nie vergleichbar ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist.
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