Les deux Anglaises et le continent (1971)
"Jules et Jim" (1962) war einer dieser raren Über-Klassiker der Filmgeschichte. Mit dem Film hatte Truffaut noch einmal an die Qualität von "Les quatre cents coups" (1959) anknüpfen können, sie womöglich gar überflügeln können. Die Romanverfilmung ging zurück auf eine Vorlage von Henri-Pierre Roché, der seinerseits von Rochés Beziehung zu Helen Grund und Franz Hessel beeinflusst war. Die Verfilmung des leicht autobiografischen Romans ist wohl eine der populärsten Dreiecksgeschichten des Kinos. Knapp zehn Jahre darauf meldete sich Truffaut mit einer weiteren Dreiecksgeschichte nach Roché zurück: "Les deux Anglaises et le continent", im November 1971 uraufgeführt, geht wieder auf einen (gleichnamigen) Roman des Autors zurück, den Truffaut während seines Liebeskummers nach seiner Beziehung zu Catherine Deneuve gelesen hatte. Diese Dreiecksgeschichte zeigt nun aber einen Mann zwischen zwei Frauen. Und nicht mehr ein Österreicher steht hier an der Seite einer französischen Frau und eines französischen Mannes, sondern ein Franzose steht hier an der Seite zweier Frauen aus Wales. Truffauts Lieblingsstar Jean-Pierre Léaud spielt diesen Mann, der – ganz wie Roché – einen Roman verfasst, welcher mit dem Titel "Jerome et Julien" noch zudem an "Jules et Jim" gemahnt. Vertrautes Terrain, allerdings formal weniger unkonventionell – nicht bloß wegen des Wechsels zum Farbfilm. Die Kritik konnte Truffaut, der selbst recht zufrieden mit dem jüngsten Werk war, nicht restlos zufriedenstellen: zumal Léaud, der hier gegen sein Antoine-Doinel-Image anspielt, die Erwartungshaltung des Publikums nicht befriedigte. Als berührende, kleine, tragische Romanze besticht "Les deux Anglaises et le continent" aber allemal, auch wenn Truffaut hiermit kaum an seine früheren Großtaten anknüpfen konnte.
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Was Romantisches zum Valentinstag… 😉